Vertreter der Universität Heidelberg, Rettungskräfte, Studierende und für die Landesregierung Vizeministerpräsident Thomas Strobl (CDU) entzündeten Kerzen und stellten sie auf eine symbolische kleine Klagemauer im Altarraum der Universitätskirche.
Der Universitätsprediger der Universität Heidelberg, Helmut Schwier, begann die Gedenkfeier mit nachdenklichen Worten.
"Wir versuchen in Worte zu fassen, was schwer und unerträglich scheint."
Schwier sagte, man halte an diesem Tag inne, um den Schock zu überwinden und ins Leben zurückzufinden. Innehalten und Trauern, das tue man gemeinsam. Jetzt müsse man zueinander stehen. Schwier betonte, Erlebtes könne nur dann überwunden werden, wenn man miteinander rede - und das, was im Neuenheimer Feld passiert sei, zusammen verarbeite.
Innenminister Strobl: "Die brutale Gewalttat erfüllt uns mit tiefer Trauer"
Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte, die gesamte Landesregierung trauere mit der Familie des 23-jährigen Opfers. Die Universität müsse ein offener Ort bleiben, so Strobl. In Gedanken sei man bei allen, die die schreckliche Tat aus nächster Nähe miterleben mussten.
"Die brutale Gewalttat, heute genau vor einer Woche geschehen, erfüllt uns heute noch mit tiefer Trauer und mit Fragen nach dem Warum, Fragen nach dem Sinn. Der Trauerfamilie gilt mein aufrechtes Beileid."
Universitätsrektor Eitel: "Wir stehen zusammen"
Universitätsrektor Bernhard Eitel sagte, es stellten sich jetzt Fragen nach Verstehen und Schuld, nach Angst und Sorge. Die Fragen zu einem sinnlosen Geschehen seien präsent.
"Ein Anschlag aus unserer Mitte heraus, ist auch ein Anschlag auf unsere wissenschaftliche Lebensform."
Betroffen und getroffen seien alle, als akademische Gemeinschaft. Eitel mahnte, es hätte auch jede andere Lehrveranstaltung, jeden, jede andere treffen können. Aber man ziehe sich nicht in ein vermeintliches Schneckenhaus zurück. Denn man sei eingebettet in einer internationalen Community. Man sei nicht alleine, nicht in der Stadt, nicht im Land, nicht in dieser Welt.
Oberbürgermeister Würzner: "Ganz Heidelberg steht zur Seite"
Eckart Würzner (parteilos), Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg, sagte, Menschen trauerten und hielten zusammen. Man solle gewiss sein, dass keiner mit der Trauer allein gelassen werde. Ganz Heidelberg stehe an der Seite der Betroffenen. Man sei eine freie, vielfältige Stadt und werde das auch bleiben.
Auch Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) und der baden-württembergische Finanzminister und Heidelberger Danyal Bayaz (Grüne) waren unter vielen anderen Gästen in der Peterskirche bei der Gedenkfeier dabei.
Landesbischof Bundschuh: "Grundvertrauen wieder finden"
Der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden, Jochen Cornelius-Bundschuh, sagte, auf einmal scheine die Leichtigkeit, mit welcher man einander begegne, in Frage gestellt. Man erschrecke darüber, wie stark lebensfeindliche Kräfte seien. Man suche nach Wegen, wie man das Grundvertrauen wieder finden könne. Man sei dabei nicht allein, das habe sich direkt nach der Tat gezeigt.
"Wir sind im Schrecken und der Angst nicht allein. Gottes Kraft ist bei uns. Sie stärkt uns. Gott redet die Angst nicht klein, Gott trägt sie mit. Gottes Liebes stärkt und verbindet uns."

Studierende legen Rosen nieder
Peter Abelmann, Student der Uni Heidelberg, sagte für die verfasste Studierendenschaft der Uni Heidelberg, diese Tat gehe alle an. Sie treffe nicht nur den Kern des studentischen Lebens. Man müsse die Tat aushalten und dürfe dabei nichts verdrängen. Man müsse sich daran erinnern, dass man füreinander da ist. Studierende und die Gäste der Gedenkveranstaltung legten zum Ende des Gottesdienstes symbolisch weiße Rosen nieder.
Gedenkfeier im Sinne der Betroffenen
Die Feier sollte Trost spenden, sie ging von den Studierenden und Mitarbeitenden der Universität aus. Sie hatten sich die Gedenkveranstaltung mit 250 Menschen in der Peterskirche in Heidelberg ausdrücklich gewünscht. Viele Menschen lagen sich im Anschluss an den Gottesdienst in den Armen, weinten. Neben der Auseinandersetzung mit dem mutmaßlichen Amoklauf sollte die Gedenkfeier am Montag aber auch ein Zeichen sein, jetzt nach vorne zu schauen.
Student schoss um sich - Motiv weiter unbekannt
Am Montag, dem 24. Januar 2022 hatte ein 18-jähriger Student in einem Heidelberger Hörsaal auf dem Campus-Gelände im Neuenheimer Feld mehrmals auf andere Studierende geschossen. Eine 23-jährige Studentin aus der Südpfalz starb an den Folgen eines Kopfschusses. Sie wird am Montag in ihrer Heimat beigesetzt. Drei weitere Menschen wurden verletzt. Nach der Tat tötete sich der 18-Jährige selbst.
Der Täter, der wie das Todesopfer im ersten Semester Biologie studierte, habe etwa eine Woche vor der Tat drei Langwaffen in Österreich erworben, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Die beiden bei der Tat verwendeten Waffen hat der 18-Jährige demnach bei einem Waffenhändler gekauft, die dritte bei einer Privatperson. Das Motiv für den Angriff ist laut Ermittlern weiterhin unklar.