In der Nagetierstation im Weinheimer Tierheim sind alle Gehege komplett belegt. Darin befinden sich flauschige Kaninchen und Meerschweinchen, so weit das Auge reicht, die gerade Salat und Möhren mümmeln.
Einige der Tiere mussten aus Platznot sogar in Behelfsunterkünften untergebracht werden, sagt Tierheimsleiterin Jutta Schweidler. Statt mit einem selbst gebauten Gehege müssen sie gerade mit einem Käfig oder einem Katzenauslauf Vorlieb nehmen.

Hunde- und Katzenhaus im Tierheim sind ebenfalls komplett belegt
Bei den Katzen und Hunden ist ebenfalls im Moment jeder Platz im Tierheim belegt. Sogar im Nothundehaus sind gerade zwei Hunde untergebracht. Auch Katzen werden zurzeit vermehrt abgegeben oder als Fundkatze aufgegabelt und ins Tierheim gebracht. 15 Hunde und 15 Katzen sind gerade in Weinheim untergebracht, mehr kann das Tierheim zurzeit nicht mehr aufnehmen.

Gestiegene Tierarztkosten machen sich bemerkbar
Seit November gibt es eine neue Gebührenordnung für Tierärzte. Eine einfache Untersuchung beim Tierarzt hat bisher für Katzen zum Beispiel knapp neun Euro gekostet, jetzt sind es fast 24 Euro. Das Tierheim bzw. der Tierschutzverein bekommt zurzeit so viele Anrufe und Mails wie nie zuvor, in denen Tierbesitzer sich melden, weil sie sich die Tierarztkosten nicht mehr leisten können und um finanzielle Unterstützung bitten. Ähnliches berichtet auch das Tierheim in Sinsheim (Rhein-Neckar-Kreis). Oder die Leute geben das Tier sogar im Tierheim ab, weil sie den Tierarzt oder die benötigte Operation nicht mehr zahlen können.
Kaninchen wegen hoher OP-Kosten abgegeben
Im Weinheimer Tierheim befinden sich zum Beispiel zurzeit in der Nagetierstation ein graues und ein schwarzes Kaninchen, die sich in einem Gehege aneinander kuscheln. Das graue Kaninchen hatte eine Zyste am Ohr, die OP hat 200 bis 300 Euro gekostet, schätzt Tierheimsleiterin Jutta Schweidler. Die Besitzerin konnte sich die OP-Kosten nicht leisten. Das Tierheim hat das Pärchen aufgenommen und die Zyste entfernen lassen.

"Die Tierarztkosten belaufen sich nicht nur bei Hunden und Katzen auf eine hohe Summe, sondern mittlerweile auch bei den Kleintieren."
Kranke und alte Tiere schwer vermittelbar
Gerade kranke oder alte Tiere werden von ihren Besitzern zurzeit nicht mal gesucht, wenn sie verschwunden sind, und sie seien auch schwer an neue Besitzer zu vermitteln. Für eine alte Katze, die Probleme mit der Bauchspeicheldrüse und der Niere hat, interessiere sich niemand, sagt Jutta Schweidler. Auch im Tierheim in Sinsheim lassen sich Tiere gerade nicht vermitteln, die permanent Medikamente brauchen oder krank sind. Die Kosten schreckten die Leute ab, teilte eine Mitarbeiterin des Sinsheimer Tierheims mit.
Spendenbereitschaft ist ebenfalls gesunken
Es gehen auch immer weniger Spenden ein, sagt die Weinheimer Tierheimsleiterin Jutta Schweidler. Für die Tierheime selbst seien die Kosten im Moment nur noch schwer zu decken.
"Wir sind ein ganz kleines Tierheim. Die Kosten sind überall gestiegen. Die Situation, dass wir vor dem Aus stehen, kann ganz schnell kommen."