Seit Beginn des Krieges in der Ukraine melden sich viele Menschen bei der Telefonseelsorge Rhein-Neckar, um ihre persönlichen Sorgen und Ängste loszuwerden.
Mehr Seelsorge per Mail seit Ukraine-Krieg
Das Besondere am Standort Rhein-Neckar ist, dass die Anfragen nicht nur per Telefon, sondern auch digital per Chat oder Mail entgegengenommen werden.
"Mailanfragen kommen seit Beginn des Ukraine-Krieges zunehmend mehr."
Wer eine Mail an die Ehrenamtlichen schickt, bekommt in spätestens 48 Stunden eine Rückmeldung. Viele Menschen machen davon in diesen Tagen Gebrauch.

Jedes Gespräch ist dabei anders, sagt die stellvertretende Leiterin der Telefonseelsorge Rhein-Neckar, Diana Beetz. Menschen empfinden die verschiedensten Emotionen, sagt sie. Von Wut über Trauer bis zum Schweigen sei alles dabei.
„Etwa Ein Drittel der Gespräche, in denen es um den Krieg in der Ukraine geht, sind mit Angst verbunden. Wo Menschen ihre Ängste, ihre Sorgen schildern.“
Ob psychische Erkrankungen, Familienprobleme oder die Angst vor dem Krieg. Wenn das Telefon klingelt oder eine E-Mail auf dem Bildschirm erscheint, wissen die Ehrenamtlichen vorher nicht, was auf sie zukommt.
Die Telefonseelsorge ist ein anonymes, unkompliziertes Angebot für Menschen in Krisensituationen, für Menschen, die alleine sind für Menschen, die ganz schnell Hilfe brauchen, sagt Diana Beetz. Es gehe darum, einfach sprechen zu können und willkommen zu sein.
Früher Theologe, heute Telefonseelsorger
Peter B. ist Teil des Teams der Telefonseelsorge. Früher hat er als Theologe gearbeitet. Als Rentner telefoniert er nun mit Menschen in Ausnahmesituationen. Dabei können die Gespräche auch für ihn selbst zur Belastung werden. In solchen Situationen spricht er über das Erlebte mit Kolleginnen und Kollegen. Außerdem findet ein regelmäßiger Austausch bei der Supervision statt.
Die ehrenamtliche Arbeit bei der Telefonseelsorge erfüllt ihn sehr.
"Ich war an so vielen Orten und Institutionen, aber so viel Wertschätzung, wie ich bei der Telefonseelsorge erfahre, habe ich glaube ich nirgends erfahren."

Einer der größten Standorte weltweit
Die Telefonseelsorge Rhein-Neckar gibt es seit 1961. Sie ist kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Mit rund 160 Ehrenamtliche gehört sie deutschlandweit zu den größten Standorten. Die Telefonseelsorge Rhein-Neckar finanziert sich vor allem über die Kirche und Spenden. Diana Beetz wünscht sich noch mehr Unterstützung durch die Kommunen, die Stadt und den Landkreis.
"Ohne Geld geht’s auch nicht. Und gleichzeitig sind wir ein Angebot, das nichts kostet für die Anrufenden. Das ist ganz wichtig. Dass auch jemand bei Suizidgedanken nochmal anrufen kann und das Gespräch kostet nichts."