Baden-Württemberg

Land will Kommunen im Streit um Maßregelvollzug notfalls zwingen

STAND

Im anhaltenden Streit um den dringend notwendigen Ausbau des Maßregelvollzugs will das Land Kommunen notfalls gegen ihren Willen zur Zusammenarbeit zwingen. "Das Sicherheitsrisiko halte ich für so relevant, dass wir gegebenenfalls dem Wunsch einer Kommune nicht entsprechen können", sagte Justizministerin Marion Gentges (CDU) zur Ablehnung einiger Städte und Gemeinden, die als Standorte in Frage kommen würden. Derzeit sind die Stadt Heidelberg und das Sozialministerium bei der Nutzung des ehemaligen Gefängnisses "Fauler Pelz" für den Maßregelvollzug auf Konfrontationskurs. Zeitdruck und Platzmangel könnte auch aus Sicht des Sozialministeriums dazu führen, dass eine Kommune nachgeben muss. Allerdings unterscheidet das Haus von Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) zwischen befristeten und oft aus der Not geborenen Lösungen wie dem "Faulen Pelz" und längerfristig planbaren Neubauprojekten. Bei diesen werde "ein möglichst großes Einvernehmen des Landes mit den Kommunen angestrebt", teilte das Ministerium mit und betonte: "Klares Ziel ist auf jeden Fall, sich mit den Kommunen zu verständigen, das ist gar keine Frage." Im Maßregelvollzug sollen straffällige Patienten auf ein sucht- und straffreies Leben vorbereitet werden. Zwar sind die Kapazitäten in den baden-württembergischen Kliniken nach Angaben des Sozialministeriums seit 2017 um 24 Prozent gesteigert worden. Allerdings haben die Gerichte in den vergangenen Jahren immer mehr Straftäter in dem Maßregelvollzug geschickt. Die Zahl der gerichtlichen Zuweisungen ist zwischen 1996 und 2020 um mehr als 45 Prozent gestiegen - von 237 Fällen im Jahr 2016 auf 345 Fälle im Jahr 2020. Das geht aus der Antwort von Justizministerin Gentges auf eine FDP-Anfrage hervor.

Mehr zum Thema

Heidelberg

Heidelbergs OB Würzner verwundert über Kabinettsbeschluss "Fauler Pelz" soll befristet für Maßregelvollzug genutzt werden

Das Land will das ehemalige Heidelberger Gefängnis "Fauler Pelz" bis 2025 für den Maßregelvollzug nutzen. Universität und Stadt hatten sich dagegen gewehrt.

Heidelberg

Psychisch kranke Straftäter sollen nach Heidelberg Land hält an Plänen für "Faulen Pelz" fest

Das Land Baden-Württemberg hält an den Plänen fest, das ehemalige Heidelberger Gefängnis "Fauler Pelz" zu nutzen, um psychisch kranke Straftäter unterzubringen. Das hat die Stadt mitgeteilt.

Heidelberg

Das Land Baden-Württemberg will psychisch kranke Straftäter unterbringen Heidelberg will keinen Maßregelvollzug im "Faulen Pelz"

Der Streit um das frühere Gefängnis in Heidelberg geht in die nächste Runde. Die Stadt lehnt die Nutzung des "Fauler Pelz" genannten Komplexes für Straftäter im Maßregelvollzug ab.

Weinsberg

Sechs Wochen nach dem Ausbruch aus der Psychiatrischen Klinik "Die anderen Patienten in Weinsberg sind zurecht sauer"

Sechs Wochen nach dem Ausbruch aus der Psychiatrischen Klinik am Weissenhof hat die öffentliche Aufmerksamkeit den übrigen Patienten die Resozialisierung erschwert.

Weinsberg

Nach Ausbrüchen in Weinsberg BW-Justizministerin fordert Ausbau des Maßregelvollzugs für suchtkranke Verurteilte

Immer wieder kommen in BW suchtkranke Verurteilte frei, weil im therapeutischen Maßregelvollzug kein Platz ist. Justizministerin Marion Gentges (CDU) dringt auf mehr Kapazitäten.

Heilbronn

Heilbronner Anwältin übt Kritik Nach Ausbruch in Weinsberg: Debatte um Straftäter im Maßregelvollzug

Durch die Flucht mehrerer Männer aus der forensischen Klinik Weinsberg ist eine Debatte um den sogenannten Maßregelvollzug entbrannt. Peggy Eisele kennt die Perspektive von Straftätern.

STAND
AUTOR/IN
SWR