"Vielfalt statt Einfalt"-Banner zwischen Bäumen in Max-Joseph-Straße in Mannheim (Foto: SWR)

Jubiläumsfest am 20. Mai 2023

Zeichen gegen Rassismus: Max-Joseph-Straßenfest Mannheim wird 30

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Wolfgang Kessel
Wolfgang Kessel, Redakteur beim SWR in Mannheim (Foto: SWR, Wolfgang Kessel)

Rassistische Ausschreitungen vor einem Asylbewerberheim in Mannheim 1992: Eine Initiative setzt ein Zeichen dagegen - mit einem Straßenfest. Das Fest wird jetzt 30 Jahre alt.

Zwischen den hohen Bäumen in der Max-Joseph-Straße in der Neckarstadt-Ost in Mannheim hängt schon seit Anfang Mai ein großes gelbes Stoff-Banner mit der Aufschrift "Vielfalt statt Einfalt - Max-Joseph-Straßenfest am 20. Mai".

Gerald Peischl und Bernd Göttel in Max-Joseph-Straße in Mannheim (Foto: SWR)
Gründungsmitglieder der Initiative "Vielfalt statt Einfalt": Gerald Peischl (links) und Bernd Göttel

Dahinter steckt eine gleichnamige Initiative ("Vielfalt statt Einfalt"), die sich nach fremdenfeindlichen und rassistischen Ausschreitungen in Mannheim-Schönau 1992 gegründet hatte.

Freunde gründen Initiative "Vielfalt statt Einfalt" in Mannheim

Die Scham und die Fassungslosigkeit vieler Mannheimer nach der Ausländerhetze auf der Schönau waren groß. Aus dieser Stimmung heraus gründeten Gerald Peischl, Bernd Göttel und ein gutes Dutzend Freunde etwa ein halbes Jahr nach den Ausschreitungen in Mannheim die Initiative "Vielfalt statt Einfalt".

"Wir waren fassungslos, dass in Mannheim Dinge passierten, die wir vorher nur aus der Zeitung kannten - wie die fremdenfeindlichen Vorfälle und Anschläge in Mölln (1992), Hoyerswerda (1991) und Rostock-Lichtenhagen (1992)."

Bernd Göttel (60) ergänzt, es sei ihnen damals darum gegangen, zu zeigen: "Es gibt hier keine sogenannte schweigende Mehrheit, die das gut heißt, was da passiert." Die Initiative habe dagegen ein Zeichen setzen wollen, nach dem Motto: "Wir sind vielfältig und wir sind viele."

 Max-Joseph-Straße in der Neckarstadt-Ost in Mannheim mit Bäumen und Autos (Foto: SWR)
Schauplatz des Straßenfestes: Die Max-Joseph-Straße in der Neckarstadt-Ost in Mannheim

Gleichzeitig politisches und Nachbarschafts-Fest

Schnell sei dann, so Peischl (62), in der Initiative die Idee entstanden, ein Straßenfest auf die Beine zu stellen. Und zwar in dem Mannheimer Stadtteil (Neckarstadt-Ost), in dem die meisten Mitglieder der Initiative mit ihren Familien lebten. Der Ort des Straßenfestes war schnell gefunden: Die Max-Joseph-Straße, eine breite Kopfsteinpflaster-Straße, gesäumt von hohen Bäumen und gut erhaltenen, schönen Wohnhäusern. Das Straßenfest sei demnach von Anfang an "nicht nur ein politisches Fest gewesen, sondern immer auch ein Nachbarschafts-Fest", so Bernd Göttel.

Banner Freie Flüchtlingsstadt Mannheim auf Straßenfest in Mannheimer Max-Jospeh-Straße (Foto: Marchivum Mannheim)
Szenerie vom 8. Mai 1993: Die erste Ausgabe des Max-Joseph-Straßen-Fests (Bild: Mannheimer Marchivum)

Max-Joseph-Straßenfest Mannheim: Erlös für geflüchtete Kinder

Das Max-Joseph-Straßenfest verfolge seit jetzt 30 Jahren mehrere Ziele, erklären Göttel und Peischl. Es sei nach wie vor ein "Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit". Der Erlös des Festes komme vorwiegend geflüchteten Kindern zugute.

Kinder bei Straßenfest in Mannheim schauen sich Theaterstück an (Foto: Gerald Peischl)
Teil des Max-Joseph-Straßenfests: Ein vielfältiges Kinderprogramm. Hier: Eine Theateraufführung

Außerdem biete das Fest auch eine Gelegenheit für Besucher und Bewohner des Stadtteils, miteinander ins Gespräch zu kommen - und gemeinsam "einfach einen schönen Tag" zu feiern.

Banner zwischen Bäumen Straßenfest "Vielfalt statt Einfalt" in Mannheim (Foto: Marchivum Mannheim)
Vielfalt statt Einfalt - Straßenfest in der Max-Joseph-Straße in Mannheim (Bild: Mannheimer Marchivum)

Botschaft "Vielfalt statt Einfalt" weiter aktuell

Die Botschaft "Vielfalt statt Einfalt" sei auch nach 30 Jahren noch aktuell, so Bernd Göttel - weil sich "leider Gottes die Stimmungslage nicht hundertprozentig geändert" habe: "Wir haben nach wie vor latenten Rassismus und eine Ablehnung von Menschen, die bei uns Schutz und Zuflucht suchen."

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Ausschreitungen wie Hoyerswerda 1991 fanden auch in Mannheim statt. Im Stadtteil Schönau kam es im Frühjahr 1992 über Wochen hinweg zu rassistischen Ausschreitungen und antirassistischen Gegendemonstrationen. Bis heute kaum aufgearbeitet.