Die Tage werden spürbar kühler, so heiß der Sommer war, so schnell ist er weg. Dennoch hält der Geschäftsführer der Stadtwerke Heidelberg Energie, Michael Teigeler, eines fest: "Die Menschen sparen Energie ein." Im Vergleich zu 2020 und 2021 ist es in einer Verlaufskurve deutlich zu erkennen: Normalerweise steigt der Energiebedarf zum Herbstanfang. Jetzt fehlt diese Spitze im Diagramm. Denn die Verbraucher denken um, so Teigeler.
Kein Versorgungsproblem, sondern ein Kostenproblem
Für Heidelberg, sagt Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos), ergebe sich durch die aktuelle Energiekrise kein Versorgungsproblem. Auch nicht in der Gasfrage. Es sei stattdessen eine Geldfrage. Die Preise stiegen rasant an, so Würzner. Der Oberbürgermeister ist auch Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Heidelberg, die zu 100 Prozent städtisch verwaltet werden. Nicht nur wegen des aktuellen Wahlkampfs hat er beide Seiten im Blick: Die Einwohner und die Unternehmen. Er wird nicht müde vorzurechnen, wie sehr die Kosten steigen werden. Dass ein durchschnittlicher Haushalt schon im kommenden Jahr doppelt so hohe Energiekosten haben werde wie heute. Im Vergleich allerdings stünden die Heidelberger Stadtwerke gut da. Man habe vorausschauend eingekauft.
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Heidelberg setzt auf Fernwärme
In der Region ist das Fernwärmenetz vergleichsweise gut ausgebaut. Die Heidelberger Fernwärme sei bereits zu 50 Prozent CO2-frei. Die Stadt habe in den vergangenen Jahren auf einen Energie-Mix gesetzt. Man sei nicht so stark abhängig von fossilen Energieträgern, heißt es. Nur so konnte der Preis für Fernwärme beispielsweise 2022 stabil bleiben. Aber auch dieser Preis wird steigen, soviel ist sicher. Voraussichtlich um 50 Prozent im kommenden Jahr, schätzt Michael Teigeler.
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Energie sparen - Gaspreisdeckel einführen
Seit einigen Wochen setzt Heidelberg bereits auf eine Kampagne. Energie sparen, auf die eigenen Einsparmöglichkeiten achten. Das ist die Botschaft. Dennoch brauche man den Gaspreisdeckel, betont Würzner. Die Gasspeicher in Deutschland sind gefüllt, aber die Versorger müssen zu extrem hohen Energiepreisen einkaufen. Was teilweise weitergegeben werden muss. Private Haushalte und Unternehmen könnten das alleine nicht stemmen, so der Heidelberger Rathauschef.
Rettungsschirm für kommunale Stadtwerke?
Außerdem plädiert Würzner für einen Rettungsschirm für kommunale Stadtwerke. Dafür setze er sich beim Städtetag ein. Alleine die Heidelberger Stadtwerke haben in diesem Jahr 5.000 Neukunden gewonnen. Die vom Gas weg wollen. Als städtischer Anbieter kaufen die Stadtwerke langfristiger ein. Davon profitieren sie jetzt. Allerdings müsse man beim Einkauf auf dem Markt auch immer in Vorleistung treten, was jetzt enorm teuer und fast unkalkulierbar werde, sagt Rudolf Irmscher. Er ist der Gesamtgeschäftsführer der Stadtwerke Heidelberg.
Irmscher sagt, er sei ständig im Austausch mit Energieversorgern aus ganz Deutschland. So angespannt wie in diesem Herbst sei die Situation aber seit 30 Jahren nicht gewesen. So lange ist er selbst in Heidelberg dabei.