Auf den Straßen sieht man sie immer häufiger – die Autos von Carsharing-Anbietern. Das Geschäft boomt. Über 30.000 Fahrzeuge sind laut Bundesverband CarSharing inzwischen in Deutschland registriert. Und auch bei den Nutzern gibt es zweistellige Zuwachsraten. Laut Verband stieg die Zahl der Fahrberechtigten im vergangenen Jahr um 18 Prozent. Bundesweit verzichten aktuell knapp 3.500.000 Menschen auf ein eigenes Auto, teilen sich ein Fahrzeug mit anderen.
Robert Hofmann braucht nur sporadisch ein Auto
Einer von von ihnen ist der Mannheimer Robert Hofmann. Der Sozialarbeiter ist passionierter Radfahrer. Wo immer er kann, tritt der Käfertaler in die Pedale: auf dem Weg zur Arbeit, um Einkäufe zu erledigen, die Enkelkinder zu kutschieren. Ein Auto braucht Robert Hofmann nur in Ausnahmefällen. Wenn er Freunde besuchen will, die weiter weg wohnen, oder ein Großeinkauf im Baumarkt ansteht. Schon seit 7 Jahren ist Robert Hofmann Carsharer. Für ihn und seine Frau lohne sich ein eigener Wagen nicht, sagt er.
Mal leiht Robert Hofmann einen Kleinwagen aus, mal einen Kombi, dann wieder einen Transporter. Er nutzt die ganze Palette an Fahrzeugen - je nach Bedarf. Diese Flexibilität sei ein großer Vorteil, sagt der Sozialarbeiter. Außerdem schätzt Hofmann es sehr, sich nicht selbst um alles kümmern zu müssen. Wartung, Versicherung, Pflege - das alles übernimmt der Anbieter.
Erste Carsharing-Station in Ofterheim eingeweiht
Auch in Oftersheim (Rhein-Neckar-Kreis) setzt die Stadtspitze neuerdings auf Carsharing. Das erste Fahrzeug wurde jetzt übergeben, ein nagelneuer Kleinwagen. Das Auto hat einen festen Stellplatz in der Nähe des Rathauses und soll den Bürgern den Umstieg schmackhaft machen. Neue Kunden zu gewinnen, sei gar nicht so einfach, sagt Dieter Netter von Stadtmobil Rhein-Neckar. Keiner verkaufe sein eigenes Auto gern. Und auch hohe Spritpreise und Umweltbedenken reichten nicht aus, um Menschen zu einem Wechsel zu bewegen. Es brauche weitere "handfeste Gründe".
Ein Carsharing Auto ersetzt bis zu 20 Privatfahrzeuge
Dem Oftersheimer Bürgermeister Jens Geiß (CDU) ist nachhaltige Mobilität in der Gemeinde wichtig. Ein Carsharing Auto ersetze schließlich bis zu 20 Privatfahrzeuge, erklärt der Verwaltungschef, das sei gut für das Klima. Der Bürgermeister will das neue Angebot auch für das Rathaus nutzen. Seinen geleasten Dienstwagen hat er schon zurückgegeben.
Der Umwelt zuliebe auf Dienstwagen verzichten
Gleich mehrere Carsharing-Stationen gibt es im nahegelegenen Weinheim. Heimat der beiden IT-Spezialisten Birgit und Bernard Rummel. 17 Jahre lang nutzte das Paar einen Dienstwagen, zahlte dem Arbeitgeber monatlich eine fixe Summe für Versicherung, Reparaturen und beliebig viele Fahrten. "Ein Rundum-Sorglos-Paket", erklärt Birgit Rummel. Doch durch Corona und die Arbeit im Home-Office kam das Auto immer seltener zum Einsatz.
Jetzt hat das Weinheimer Paar "Nägel mit Köpfen" gemacht: den Dienstwagen zurückgegeben und einen Vertrag bei Stadtmobil Rhein-Neckar unterschrieben. Von ihrem Haus in der Innenstadt aus sei mit Bus oder Rad alles gut erreichbar, freut sich die Familie. Bäcker, Arztpraxis, Wald und auch der Badesee lägen "um die Ecke". Die vieldiskutierte Klimakrise gab bei den Rummels den entscheidenden Ausschlag, das Teilauto zu nutzen. Das Weinheimer Paar wollte nicht länger "nur zuschauen", sondern selbst "aktiv werden".
Die meisten Carsharing-Stationen des größten regionalen Anbieters gibt es in den Oberzentren. Stadtmobil Rhein-Neckar unterhält insgesamt 260 Standplätze. Davon liegen allein 200 in Mannheim und Heidelberg. Die übrigen Stationen verteilen sich auf 30 weitere Kommunen. Darunter auch immer mehr kleinere Ortschaften wie Frankenthal, Limburgerhof oder Nußloch. 14.000 Kunden nutzen derzeit die 650 Autos von Stadtmobil Rhein-Neckar.