Mut gehört schon dazu, um das zu tun, was Isolde Hache-Neutzner aus Sinsheim gewagt hat. Sie gab ihren sicheren Job an der Kasse eines Discounters auf und drückte nochmal vier Jahre lang die Schulbank. Die einjährige Ausbildung zur Krankenpflegehelferin finanzierte sie aus ihren Ersparnissen. Doch als sie in allen Fächern mit einer glatten Eins die Prüfungen bestand, war klar: Sie will weitermachen - die dreijährige Ausbildung zur Krankenpflegerin. Doch wie sollte sie das bezahlen?
Hilfe vom Arbeitsamt und von der Klinik
Angesichts des Fachkräftemangels in der Pflege und der großen Motivation ihrer 53-jährigen Auszubildenden, fanden die GRN Kliniken in Sinsheim eine Lösung: Die ersten zwei Ausbildungsjahre finanzierte das Arbeitsamt, das dritte Jahr die Klinik. Schließlich war Isolde Hache-Neutzner ja als Pflegehelferin schon voll einsetzbar. So konnte sie noch mit über 50 Jahren ihren Traumjob lernen. Und sie wird dringend gebraucht.

Um die bedarfsgerechte Versorgung sicher zu stellen, rechnet die Gewerkschaft ver.di mit einem Bedarf von allein 110.000 zusätzlichen Pflegefachkräften. Prognosen gehen bis 2030 sogar von einem Mehrbedarf von 300.000 Stellen aus.
Der Job ist anspruchsvoll, aber sehr befriedigend
Zurzeit arbeitet die Isolde Hache-Neutzner in der Akutgeriatrie der GRN Klinken in Sinsheim. Der Job dort gefällt ihr besonders gut, weil sie mit alten Menschen zu tun hat. Das liegt ihr besonders, und das spüren die Patienten natürlich.
"Mein größter Lohn ist, wenn ich sehe, dass die betagten Patienten nach einer Hüftoperation oder einem Bruch wieder auf die Beine kommen und hier einfach rausmarschieren. Das ist wunderbar."
Das Alter kann auch ein Vorteil sein
Aufgrund ihres Alters und ihrer Lebenserfahrung hat Isolde Hache-Neutzner einen besonders guten Draht zu den alten Menschen auf der Akutgeriatrie. Vor allem hat sie sehr viel Geduld. Die braucht man mit den alten Menschen, weil sie noch viel selbst machen sollen, um wieder fit zu werden. Das gehört hier zum Konzept. Auch die Ärzte sind hochzufrieden mit ihrer neuen Pflegerin.
"Sie bringt viel Lebenserfahrung mit. Und das ist ein echter Wert im Pflegeberuf. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass auch andere Menschen im Alter von Frau Hache-Neutzner an einer Ausbildung in der Pflege Freude haben könnten. Und sie werden ja dringend gebraucht!"
Wenig Verdienst für große Verantwortung
Allerdings ist die Arbeit auch körperlich anstrengend. Noch dazu der wechselnde Schichtdienst. Isolde Hache-Neutzner verdient jetzt zwar mehr, als früher an der Supermarktkasse, aber für die große Verantwortung die sie nun für viele Patienten trägt, wäre ein höheres Gehalt angemessen, findet sie. Trotzdem würde sie es jederzeit wieder tun.