Skelette treffen auf moderne Medizintechnik

Mannheim: Warum 300 Millionen alte Saurier im Computertomographen landen

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Von Autor/in Natalie Akbari

Jurassic Park am Uniklinikum Mannheim: Statt Patienten kamen diese Woche Saurier-Skelette in den CT. Forscher hoffen so auf neue Erkenntnisse über die Millionen Jahre alten Funde.

Medizinisch ist diesen Patienten schon seit 300 Millionen Jahren nicht mehr zu helfen. Trotzdem kamen diese Woche vier Saurier aus der Pfalz und dem Odenwald in einen Computertomographen (CT) der Universitätsmedizin Mannheim. Die hochauflösenden Scans sollen wichtige Daten für die Saurier-Forschung liefern. Die Ergebnisse fließen außerdem in eine geplante Saurier-Ausstellung der Reiss-Engelhorn-Museen (rem) in Mannheim ein.

Saurierfunde aus Deutschland im CT

Wissenschaftler vom Urweltmuseum Geoskop in Kusel in der Pfalz haben Knochen, Schädel und zum Teil ganze Skelette von versteinerten Ur-Sauriern mitgebracht. Die sind etwa 300 Millionen Jahre alt, haben also noch vor den Dinosauriern auf der Erde gelebt.

Die meisten wurden in den vergangenen Jahren in einem Steinbruch am Remigiusberg im Kreis Kusel entdeckt, andere auch im Odenwald. Bei den meisten dieser Ursaurier handelt es sich um Amphibien, sie gleichen am ehesten den heutigen Krokodilen.

Ein bislang noch nicht benannter und spezifizierter Saurierfund aus einem Steinbruch bei Kusel.
Ein bislang noch nicht benannter und spezifizierter Saurierfund aus einem Steinbruch bei Kusel.

Ungeahnte Einblicke in das Innere der Saurier

Die Funde aus der Region sind für Wissenschaftler höchst interessant - allerdings konnten sie die Fossilien bislang nur begrenzt untersuchen. Um hineinschauen zu können in die Knochen beziehungsweise ihre Versteinerungen, mussten die Paläontologen sie früher beschädigen.

Heute können sie in das Innere der Schädel und Knochen schauen - und zwar ohne diese zu berühren. Möglich macht das ein neuartiger Computertomograph am Uniklinikum Mannheim. Er ermöglicht gestochen scharfe Röntgenaufnahmen.

Der Schädel des Ursauriers "Stenokranio Boldi", der bei Kusel entdeckt wurde, im CT in Mannheim.
Der Schädel des Ursauriers "Stenokranio Boldi", der bei Kusel entdeckt wurde, im CT in Mannheim.

Ergebnisse liefern Grundlage für 3D-Repliken

Der Clou: Die Aufnahmen werden am Rechner in 3D-Modelle umgewandelt, die man von allen Seiten betrachten kann. Auch extreme Vergrößerungen sind möglich. Selbst kleinste Strukturen sind so erkennbar. Für die Paläontologen ein großer Schatz - aber auch für die Öffentlichkeit ist diese neue Untersuchungsmethode wertvoll.

Originalgetreue Saurier zum Anfassen

Denn die dreidimensionalen Modelle aus dem Computertomographen lassen sich mit 3D-Druckern ausdrucken. Damit erhält man eine originalgetreue Replik eines Saurier-Schädels oder eines Skeletts.

Hier begegnen sich tiefste Urzeit und modernste Hightech-Möglichkeiten. Und die kombinieren sich, um Urzeit wieder lebendig zu machen, und das ist eine besondere Sache.

rem-Generaldirektor Wilfried Rosendahl möchte solche Saurier-Modelle der Funde aus der Pfalz und dem Odenwald drucken lassen - für eine große Saurier-Ausstellung, die ab Mitte Oktober im Museum Weltkulturen der rem in Mannheim zu sehen ist. Und auch im Urweltmuseum in Kusel soll es demnächst Saurier zum Anfassen geben.

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Was in private Sammlungen übergeht, ist für die Wissenschaft oft kaum mehr zugänglich. Versteigern oder erforschen – wie umgehen mit dem Dilemma?

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Tierische Flugpioniere | Hintergrund

Viele Tiere haben das „Abenteuer Fliegen“ gelernt. Die vielfältigen Variationen hierbei lassen die Fragen nach den Ursprüngen des Fliegens oder den ersten Fliegern aufkommen. Die Suche in der Vergangenheit führt in eines der großen Naturkundemuseen in Deutschland, das Senckenberg-Museum in Frankfurt. Dort erklärt Dr. Gerald Mayr, dass die rezenten Vögel die letzten Tiere waren, die das Fliegen lernten. Der wirkliche Anfang liegt vor zirka 350 bis 270 Millionen Jahren im Erdzeitalter Karbon – Perm. Die Urlibelle, Meganeuropsis, war mit 80 Zentimetern Flügelspannweite das größte Insekt, das jemals existiert hat. Etwa zeitgleich gingen auch die Urnetzflügler in die Lüfte. Beobachtungen an den Flügeln der Fossilfunde, im Film computeranimiert dargestellt, geben eine Vorstellung, wie diese Insekten wohl geflogen sind. Eine Häkchenleiste verband Vorder- und Hinterflügel, wodurch diese gemeinsam als eine Tragfläche fungierten. Diese Tatsache macht die Urinsekten zu Gleitfliegern mit schlechten Flugeigenschaften. Der weitere Weg ging wohl über den Flatterflug, wie heute noch bei den Skorpionsfliegen zu sehen, zu dem, was man „Luftakrobatik“ bei den rezenten Libellen nennt. Der Film lenkt den Blick auf die moderne, synthetische Theorie der Evolution, indem er der Frage nachgeht, wie die natürliche Selektion zu Flugfähigkeit führte und welche evolutionären Vorteile damit verbunden waren.

Nach den Insekten waren die Reptilien die nächste Tiergruppe, die den Luftraum eroberte. Im ausklingenden Erdmittelalter, gegen Ende der Kreidezeit (vor 100 bis 70 Millionen Jahren) waren die Flugsaurier mit Spannweiten von kaum 20 Zentimetern bis beachtlichen zwölf Metern die Herrscher des Luftraums. Noch heute finden sich gleitfliegende Echsen (Flugdrachen, -gecko) in Asien Kamen also auch die Flugsaurier über das Gleiten zum Fliegen?

Nachdem die Saurier Ende der Kreidezeit (65 Millionen Jahre) ausgestorben waren, kam das Zeitalter der Säugetiere. Sie besetzten alle nun freien ökologischen Nischen und sind, so die Lehrmeinung, ebenfalls vom Gleitflug, wie ihn der rezente Hörnchenflugbeutler auf Neuguinea zeigt, zum aktiven Schlagflug gekommen. Heute bekannte echte Flugsäugetiere sind die über 1000 Arten der Fledertiere (Fledermausarten, Flughunde und so weiter) – sie alle haben aktiven Flug.

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