Universitätsklinikum hofft auf Geldgeber

Heidelberger Sammlung Prinzhorn in Gefahr: Bald mehr Platz?

Stand

Von Autor/in Wolfgang Kessel

Die Heidelberger Sammlung Prinzhorn zeigt in einem Museum Werke von Psychiatrie-Patienten. Der Platzmangel ist groß, die Lager-Bedingungen sind schlecht. Gibt es bald eine Lösung?

Die rund 40.000 Bilder, Skulpturen und Texte von Psychiatrie-Patienten der Heidelberger Sammlung Prinzhorn werden derzeit in Räumen unter der alten Frauenklinik aufbewahrt. Dort herrschen aber keine optimalen klimatischen Bedingungen. Außerdem hört man Klagen über Platzmangel. Ein kleiner Teil der Sammlung ist in einer Dauerausstellung in einem Museum auf dem Uniklinikums-Gelände im Heidelberger Stadtteil Bergheim zu sehen. Jetzt aber könnte es dem Uniklinikum zufolge bald eine Lösung geben.

Neues Depot wohl auf ehemaligem Strahlenbunker

Das Uniklinikum als Besitzer der Sammlung Prinzhorn teilte dem SWR mit, es gebe einen Plan für die "Errichtung eines Depots" für die Werke auf dem Klinikum-Gelände in der Voßstraße im Stadtteil Bergheim. Dieser Erweiterungsbau soll auf dem alten Strahlenbunker gebaut werden. Dort wurden früher unter anderem Krebs-Patientinnen und -Patienten behandelt. Eine Strahlenbelastung besteht dort laut Uniklinikum nicht.

Außenansicht Museum Sammlung Prinzhorn
Außenansicht des Museums Sammlung Prinzhorn in Heidelberg (Archivbild)

Freiwerdende Räume für Museum der Sammlung Prinzhorn

Dort sollen demnach die Bedingungen für die Lagerung der "fragilen Werke" dann so sein, dass sie langfristig erhalten werden könnten. Weiter schreibt das Uniklinikum auf Anfrage: "Darüber hinaus können (dort) Räume für Werkstätten, das Grafische Kabinett (bisher im Museum), Büros und Veranstaltungen untergebracht werden." Die Folge davon wären wiederum freiwerdende Räumlichkeiten im bestehenden Museum. Diese könnten "für die Erweiterung der Ausstellungsfläche genutzt werden."

Eine Situation also, von der alle profitieren könnten: Das Museum bekäme mehr Platz und die Bilder, Skulpturen und Texte der Psychiatriepatienten aus den vergangenen 200 Jahren würden fachgerechter aufbewahrt als bisher. Die Kunstwerke wurden früher unter anderem als "Anstaltskunst" bezeichnet. Mittlerweile hat sich dafür der Begriff "Outsider Art" (Außenseiterkunst) etabliert. Die Sammlung Prinzhorn hat seit vielen Jahren einen weltweit exzellenten Ruf in dieser Sparte.

Museum Sammlung Prinzhorn
Blick in einen Ausstellungsraum der Sammlung Prinzhorn (Archivbild)

Zuschuss-Zusage des Bundes an Bedingung geknüpft

Die räumliche Erweiterung der Sammlung Prinzhorn durch ein neues Depot könne mit finanzieller Hilfe des Bundes umgesetzt werden, teilte das Universitätsklinikum mit. Zur exakten Kostenhöhe für diese Erweiterung wollte sich das Uniklinikum nicht äußern. Dazu kommt diese Bedingung der Bundesförderzusage: Es müsse sich ein Bauherr finden lassen, und der Betrieb des Museums müsste für die nächsten 25 Jahre gesichert sein. Laut dem Freundeskreis der Sammlung Prinzhorn hätte die Hector-Stiftung für die Erweiterung rund 2,5 Millionen Euro locker gemacht. Sie hat aber mittlerweile Abstand von dem Projekt genommen, erklärte Maike Rotzoll, Leiterin des Freundeskreises der Sammlung Prinzhorn. dem SWR. Rotzoll sagte weiter, ursprünglich hätten auch Stadt und Land eine Förderung von insgesamt 2,5 Millionen Euro zugesagt. Und nun? Die Frage der Finanzierung scheint derzeit weiter unklar zu sein.

Es wäre sehr wünschenswert, einen Mäzen zu finden, der sich langfristig engagiert und den Ausbau ermöglicht.

Uniklinikum: "Geld muss Patientinnen und Patienten zugutekommen"

Das Uniklinikum scheidet eigenen Angaben zufolge für die Finanzierung eines dauerhaften Museumsbetriebs aus, denn "die knappen Ressourcen in der Krankenversorgung müssen den Patientinnen und Patienten zugutekommen" - und nicht dem Betrieb eines Museums. Man gehe aber davon aus, dass der Museumsbetrieb weiterhin bestehen bleibe. Es gehe nun darum, "auch vor dem Hintergrund der Einzigartigkeit und der herausragenden internationalen Bedeutung der Sammlung Prinzhorn", die Sammlung mit Museumsbetrieb "gemeinsam mit weiteren Partnern in eine finanziell tragfähige Zukunft zu überführen". Dazu führe man aktuell Gespräche unter anderem mit der Universität und der Stadt Heidelberg.

Bild aus der Sammlung Prinzhorn in Heidelberg
Bild aus der Sammlung Prinzhorn in Heidelberg. Titel des Bilds: "K.Z.-Opfer ausgehungert abgemagert sterbenskrank von den Peinigern zur körperlichen Schwerstarbeit genötigt". (Archivbild)

Förderzusage des Bundes nur noch bis Ende 2025 gültig

Unterdessen aber tickt die Uhr. Laut Maike Rotzoll vom Prinzhorn-Freundeskreis verfällt nämlich die Förderzusage des Bundes Ende dieses Jahres. Bis dahin also müssten sich ein oder sogar mehrerer Geldgeber finden, die das Konzept mit dem Erweiterungsbau samt Museumsbetrieb umsetzen können. Sonst verfällt die Zusage und die Zukunft der Sammlung Prinzhorn wäre ungewisser denn je.

Was hat das Uniklinikum Heidelberg bisher für die Sammlung Prinzhorn gezahlt?

Seit Bestehen des Museums Sammlung Prinzhorn im Jahr 2001 hat das Universitätsklinikum Heidelberg eigenen Angaben zufolge jährlich etwa 500.000 Euro, beziehungsweise insgesamt rund 13 Millionen Euro für die Sammlung und das Museum ausgegeben. "Wesentliche Beiträge zur Finanzierung des Betriebs leistete und leistet zudem die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität."

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