Inflation, Energiekosten, Mindestlohn

Essen gehen wird nicht nur in Mannheim teurer

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Lebensmittel und Energie kosten mehr, doch den Restaurants geht es damit an die Existenz. Denn setzen sie einfach die Preise in der Karte hoch, dann bleiben die Kunden weg.

Inflation und steigende Energiekosten machen der Gastronomie zu schaffen. Das zeigt das Beispiel Bootshaus in Mannheim, das malerisch am Neckar in Mannheim liegt. Erst kurz bevor das Restaurant öffnet, fährt Manager Sascha Ulrich die Beleuchtung hoch. In der Küche werden die Herde erst jetzt eingeschaltet, keine Sekunde früher. Das ist neu und soll Strom sparen. Und damit Geld.

Restaurant Bootshaus  (Foto: SWR, Restaurant Bootshaus )
Gleich kommen die Gäste. Edel Essen gehen ist noch immer beliebt.

"Wir dachten, nach Corona haben wir das Schlimmste überstanden. Wir drehen an allen Stellschrauben, dass der Kunde so wenig wie möglich davon merkt."

Am effizientesten lässt sich bei den Öffnungszeiten sparen

Weil Personal knapp und teuer ist, kann man bei den Öffnungszeiten am meisten sparen, ohne gleich die Preise auf der Karte erhöhen zu müssen und so Gäste abzuschrecken. Früher saßen auf der Sonnenterrasse des Bootshauses schon am Nachmittag viele Gäste, das ist jetzt vorbei. Geöffnet wird erst ab 18 Uhr, der Mittagstisch ist schon lange gestrichen und zum Ruhetag am Montag kommt nun auch der Sonntag als zweiter Ruhetag.

Restaurant Bootshaus  (Foto: SWR, Restaurant Bootshaus )
Statt einem Ruhetag hat das Mannheimer Bootshaus nun zwei Ruhetage.

Hochzeiten, Geburtstage, Firmenevents sind lukrativ

Außerdem gibt es im Bootshaus jetzt mehr planbare Events. Gesellschaften wie Hochzeiten oder Klassentreffen lassen sich vom Essen und Personal her leichter und preiswerter kalkulieren. Doch am Ende musste man auch im Bootshaus an die Karte: Jedoch nicht einfach Preise erhöhen, sondern umstellen, um für die Besucher attraktiv zu bleiben.

"Wir haben jetzt mehr einfache Gerichte oder Pasta auf der Karte. Und der Gast kann so immer noch für 20 Euro satt werden."

Gesamte Gastronomie im Land betroffen

Das Mannheimer Bootshaus ist nicht das einzige Restaurant, das diese Maßnahmen trifft. Landauf, landab nehmen die Gastro-Betriebe den spitzen Bleistift zur Hand, immer im Bestreben, trotz Sparzwangs die Kundschaft nicht zu vergraulen. Doch das reicht nicht, auch die Politik ist gefragt, so der Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg.

"Es kommt jetzt drauf an, dass der vielbeschworene Doppel-Wumms jetzt auch bei den Leuten ankommt, sonst ist es für viele Betriebe zu spät."

Viele Kunden haben Verständnis

Die Kunden im Bootshaus haben die Veränderungen bereits bemerkt, überall wo sie Essen gehen. Noch will keiner darauf verzichten - zu groß ist noch immer das Bedürfnis, sich nach Corona wieder in Kneipen und Restaurants treffen zu können. Man spart vielleicht mal am zweiten Glas Wein, aber nicht am Essengehen selbst.

Restaurant Bootshaus  (Foto: SWR, Restaurant Bootshaus )
Viele Kunden wollen nicht auf einen Restaurantbesuch verzichten - trotz höherer Preise

Sparzwang schafft auch neue Freiräume

Sascha Ullrich, der Manager des Mannheimer Bootshauses, bleibt zuversichtlich und kann am Sparen sogar etwas Gutes finden. Seine Mitarbeiter freuen sich nämlich wie Bolle über den zweiten Ruhetag, an dem sie frei haben.

"Zwei freie Tage am Stück, sowas gabs noch nie in der Gastronomie. Das ist gut für die Work-Life-Balance meiner Mitarbeiter, und das spürt am Ende auch der Gast."

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