Walter Hohmann, Raumfahrtpionier aus Hardheim im Odenwald (Foto: SWR)

Bahn-Berechnungen vor über 100 Jahren

Was ein Odenwälder aus Hardheim mit der Mondmission Artemis zu tun hat

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AUTOR/IN
Friederike Kroitzsch

Der Hardheimer Walter Hohmann berechnete Anfang des 20. Jahrhunderts Grundlagen der modernen Raumfahrt. Sie gelten bis heute - auch für die aktuelle Mondmission Artemis.

Nach monatelangen Verzögerungen ist am Morgen in Cape Canaveral in Florida die Mondmission Artemis 1 zu einem ersten Testflug Richtung Mond gestartet. Sie soll nach vielen Jahrzehnten die erneute Landung von Menschen auf dem Mond vorbereiten. Ein Unternehmen, an dem ein Mann aus Hardheim großen Anteil hat: Walter Hohmann.

Walter Hohmann, Raumfahrtpionier aus Hardheim im Odenwald (Foto: SWR)
Im Rathaus erinnert die Gemeinde Hardheim an Walter Hohmann

Geboren 1880 im fränkischen Odenwald, träumte Hohmann davon, eines Tages zu den Sternen fliegen zu können. Hohmann wurde Bau-Ingenieur, arbeitete in Essen in der Stadtverwaltung. Das Thema Sterne und Himmelskörper ließ ihn nicht los, und so begann er um 1910, in seiner Freizeit Berechnungen anzustellen: Wie könnte man Menschen zum Mond oder zur Venus bringen? Welche Rolle spielen Umlaufbahnen und Anziehungskräfte?

Hohmann entwarf seitenlange, hochkomplizierte Berechnungen, wie ein Raumschiff sich über die Umlaufbahnen auf Sterne und Planeten zubewegen müsste und wie es sicher wieder zurück zur Erde kommen würde. Das alles zu einer Zeit, als Welt und Wissenschaft von bemannter Raumfahrt noch Jahrzehnte entfernt waren.

Hohmanns Ideen werden bis heute umgesetzt

"Heute hat man bessere Berechnungsmethoden", sagt Torsten Englert aus Hardheim, der sich intensiv mit Walter Hohmann befasst hat, "aber Hohmanns Grundlagen sind bis heute gültig!". Auch bei der aktuellen Mondmission Artemis 1 bewegen sich die Astronauten mit ihrer Rakete auf den sogenannten "Hohmann-Bahnen".

Und auch eine andere Idee Hohmanns ist bis heute gültig in der modernen Raumfahrt: Um Treibstoff zu sparen und sicher auf einem Himmelskörper landen zu können, schlug der Odenwälder schon vor 110 Jahren vor, statt mit der eigentlichen Rakete besser mit einer Art kleinem Beiboot zu landen, mit einer Raumkapsel. Schon bei der ersten Mondlandung 1969 hielten sich die Wissenschaftler und die Astronauten an diese Empfehlung des Hardheimers.  

Mathematisches Können und viel Fantasie

Wer sich vor über 100 Jahren mit bemannter Raumfahrt befasste, der brauchte auch viel Fantasie: So entwarf Hohmann ein kugelförmiges Raumschiff. Die Astronauten sollten nach Hohmanns Idee im Inneren der Kapsel immer wieder herum klettern wie in einem Hamsterrad, um so das Raumschiff gezielt beschleunigen oder verlangsamen zu können. Eine Idee, die mit Blick auf den Wissensstand der damaligen Zeit gar nicht so abwegig war.

Ariane-Rakete Hardheim (Foto: SWR)
Mit dem Modell einer Ariane-Rakete erinnert die Gemeinde Hardheim an ihren berühmtesten Sohn.

Ohne den Odenwälder Walter Hohmann gäbe es keine moderne Raumfahrt? So weit will Hohmann-Experte Englert nicht gehen: "Wenn Hohmann seine Berechnungen zur Erreichbarkeit der Himmelskörper nicht angestellt hätte, hätte es ein anderer getan", sagt er.  Damals herrschte Aufbruch-Stimmung, viele Menschen befassten sich mit Fragen zu Wissenschaft und Technik, träumten von einem Ausflug zu den Sternen. Den hat aber am Ende dann eben doch Walter Hohmann aus Hardheim im Odenwald möglich gemacht.

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Friederike Kroitzsch