Mehrere Polizisten standen vor dem Heidelberger Landgericht, ansonsten war es ruhig. Der Prozess ist nicht-öffentlich, weil der Angeklagte noch minderjährig ist. Es sind ingesamt 34 Zeugen geladen, zu Wort kam am ersten Prozesstag aber nur der Jugendliche, wie das Gericht gegenüber dem SWR bestätigte. Laut der Deutschen Presseagentur (dpa) soll der Junge Angaben gemacht haben - welche genau, das habe die Gerichtssprecherin nicht preisgegeben. Der erste Prozesstag wurde gegen Mittag beendet.
Der 14-jährige Angeklagte soll den 13-jährigen Jungen im Sinsheimer Stadtteil Eschelbach (Rhein-Neckar-Kreis) hinterrücks mit mehreren Messerstichen getötet haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Tat detailliert geplant war. Als Motiv vermutet die Anklage Eifersucht wegen eines Mädchens, das ebenfalls in den Plan des Angeklagten involviert gewesen sein soll. In dem Verfahren vor der Großen Jugendkammer geht es aber nur um den Jugendlichen.

"Die Staatsanwaltschaft Heidelberg geht davon aus, dass der 14-Jährige strafrechtlich voll verantwortlich war und somit verurteilt werden kann."
Es sei sehr emotional gewesen
Die Tat, die mehr als ein halbes Jahr zurückliegt, erschütterte auch das etwas mehr als 2.000 Einwohner zählende Dorf Eschelbach. Ortsvorsteher Wolfgang Maier kann sich an die Tat noch gut erinnern. Er sei am Tatort gewesen, als der 14-Jährige von der Polizei verhaftet wurde. "Ich war sozusagen hautnah dabei. Es war sehr emotional", sagte Maier dem SWR. An dem Tag sei er gerade mit seinen Enkelkindern draußen gewesen. Dann seien "bestimmt fünf Polizeiautos" an ihnen vorbeigefahren, auf den Hügel am Waldrand. Als Maier am Tatort ankam, seien schon ein Hubschrauber und mehrere Einsatzwagen vor Ort gewesen. Direkt vor seinen Augen sei der 14-Jährige, den er kennt, dann in Polizeigewahrsam genommen worden.

"Den kenne ich doch, das ist doch ein Junge von uns."
Sinsheim erinnert sich ewig an diese Bluttat
Auch für Jörg Albrecht, Oberbürgermeister von Sinsheim, ist die Tat noch präsent. Jeder im Ort kenne den Tatort am Waldrand, sagte er. Man habe mittlerweile aber eine gewisse Zeit der Verarbeitung hinter sich. Der ganze Trubel um die furchtbare Tat, den er im Frühjahr verursacht hatte, habe sich etwas gelegt, so der OB.
"Dieser Tatort ist bekannt in Eschelbach."
Mit Messer in der Hand festgenommen
Hätte die Tat verhindert werden können? Der 14-jährige mutmaßliche Täter ist für die Polizei kein Unbekannter. Ende vergangenen Jahres hatte er einen Mitschüler mit einem Messer schwer verletzt. Auch als die Polizeibeamten den Jugendlichen direkt nach der Tat in Eschelbach festnahmen, hielt er ein Küchenmesser in der Hand.
Haftstrafe bis zu zehn Jahren drohen
Seit seiner Festnahme sitzt der Angeklagte in Untersuchungshaft. Für den Prozess sind bisher elf Verhandlungstermine angesetzt. Das Urteil wird Anfang Dezember erwartet. Sollte es zu einer Verurteilung kommen, droht dem mutmaßlichen Täter eine Jugendstrafe von bis zu zehn Jahren Haft. Der Jugendliche selbst beteuerte zunächst seine Unschuld.