Einer der beiden Zeugen ist ein 34-jähriger Lidl-Mitarbeiter, der die Paketbombe in der Poststelle des Unternehmens geöffnet hatte. Er habe das Paket kaum öffnen müssen, da sei es schon explodiert, sagte er vor Gericht.
Verletzungen und psychische Folgen
Relativ sachlich berichtete der 34-Jährige von seinen Verletzungen: Vor allem sein linkes Auge sei durch die Detonation betroffen. Vier Tage lang soll er nichts gesehen haben - hat laut Ärzten eine Prellung des Augapfels erlitten. Auch heute habe er damit noch Probleme. Außerdem hat er an beiden Oberschenkeln Verbrennungen ersten Grades, Schnittwunden an den Händen und einen Tinnitus. Nach wie vor befinde er sich in psychischer Behandlung.
"Für mich sind die psychischen Folgen schlimmer als die körperlichen."
Er habe Albträume von Paketbomben gehabt, die bei ihm zuhause explodierten, so erzählte er vor Gericht. Mittlerweile habe er innerhalb von Lidl den Arbeitsplatz gewechselt. Er könne keine Pakete mehr öffnen.

Lidl-Mitarbeiter sagt aus: Paket war unauffällig
Der Mann berichtete vor Gericht auch, dass alle Mitarbeiter aus der Lidl-Poststelle eine Schulung machen müssten, wie man "verdächtige Pakete" erkennen kann. Doch an diesem einen sei nichts Verdächtiges gewesen, sagte er. Er dachte, es sei eine Kundenreklamation.
Die zweite Zeugin arbeitet als Rechtsanwältin für Lidl. Sie war mit im Raum, stand aber etwas entfernt vom Paket. Auf einmal habe es diesen Riesenknall gegeben und sie sei einfach nur noch ins Freie gerannt, sagte die 30-Jährige. Sie erlitt ein Knalltrauma. Beide treten im Prozess auch als Nebenkläger auf.
Sprengstoff selbst gebaut?
Insgesamt geht es um drei Pakete, die ein 66-Jähriger aus Ulm Mitte Februar an Lebensmittelhersteller verschickt haben soll. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Rentner vor, sie mit selbst gebautem Sprengstoff befüllt zu haben.
Das erste Paket war an ADM Wild in Eppelheim (Rhein-Neckar-Kreis) adressiert, das zweite an Lidl in Neckarsulm und das dritte an den Babynahrungshersteller Hipp im bayerischen Pfaffenhofen. Diese Sendung konnte aber rechtzeitig abgefangen und unschädlich gemacht werden.
Prozessauftakt: Zeuge berichtet unter Tränen
Beim Prozessauftakt hatte das Gericht bereits Zeugen zum Fall ADM Wild in Eppelheim vernommen. Ein Mitarbeiter wurde dort bei der Verpuffung der Paketbombe verletzt und berichtete davon vor Gericht unter Tränen.
Angeklagter beteuert Unschuld
Auch der 66-jährige Angeklagte gab am ersten Prozesstag eine Erklärung ab, in der er alle Tatvorwürfe von sich wies: Er sei nicht die gesuchte Person. Seine Verteidiger sprachen sogar von "Scheinbeweisen".
Prozessauftakt am Heidelberger Landgericht Explosionen bei Lidl und Wild: Mutmaßlicher Paketbomber bestreitet die Taten
Ein Mann aus Ulm hat bestritten, für Explosionen bei Lidl in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) und den Wild-Werken in Eppelheim (Rhein-Neckar-Kreis) verantwortlich zu sein. Als Zeuge sagte ein Lagerlogistiker von Wild aus und beschrieb eindringlich seine Traumatisierung.
Ein Überwachungsvideo aus einer Postfiliale in Ulm hatte die Ermittler auf die Spur des Angeklagten gebracht. Auch wie die Sendungen verpackt waren, habe zu dem 66-Jährigen geführt.