Amoklauf Heidelberg (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Uwe Anspach)

Angriff an der Uni Heidelberg

18-Jähriger erschießt in Heidelberg eine junge Frau und sich selbst - drei weitere Personen verletzt

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In einem Hörsaal auf dem Campus im Neuenheimer Feld hat am Montag ein Student das Feuer eröffnet. Es gibt ein Todesopfer und drei Verletzte, nach der Tat begeht der Täter Suizid.

Nach den Schüssen an der Heidelberger Universität mit zwei Toten und drei Verletzten setzen die Ermittler am Dienstag ihre Arbeit fort.

Blumen und Kerzen (Foto: SWR)
Blumen und Kerzen auf dem Campus der Universität Heidelberg am Dienstagmorgen.

Bei dem mutmaßlichen Amoklauf am Montagmittag in einem Hörsaal der Universität Heidelberg hatte ein junger Mann eine Frau erschossen und drei Menschen verletzt. Der 18-Jährige war mit einem Gewehr in einen Hörsaal mit etwa 30 Menschen gestürmt und habe um sich geschossen, teilte die Polizei mit. Der Täter habe bei der Tat zwei Langwaffen dabeigehabt, darunter eine Schrotflinte, so Siegfried Kollmar, Polizeipräsident des Präsidiums Mannheim, bei einer Pressekonferenz am Abend in Mannheim. Das Geschehene sei "an Tragik nicht mehr zu überbieten".

Eine 23 Jahre alte Frau erlag nur wenige Stunden nach der Tat ihren schweren Verletzungen. Der 18-Jährige nahm sich nach Polizeiangaben selbst das Leben. Sowohl der Leichnam des 18-Jährigen als auch der des 23-jährigen Opfers seien beschlagnahmt und zur Obduktion zum Institut für Rechtsmedizin der Universitätsklinik Heidelberg gebracht worden, so die Beamten.

Die Ermittler machten zunächst keine Angaben zu einem möglichen Motiv. Dafür sei es noch zu früh, so Andreas Herrgen, Leiter der Staatsanwaltschaft Heidelberg. Nach früheren Angaben aus Sicherheitskreisen soll der Mann keine politischen oder religiösen Motive gehabt haben. Man gehe eher von einer Beziehungstat oder psychischen Problemen aus, hieß es.

Täter kündigt Tat vorher an

Der Täter - selbst Student - habe seine Tat jedoch wohl vorher angekündigt. Unmittelbar vor dem Angriff soll er eine Nachricht über den Messengerdienst WhatsApp verschickt und geschrieben haben, "dass Leute jetzt bestraft werden müssen", berichtete Kollmar. In der Nachricht habe er sich außerdem eine Seebestattung gewünscht. "Auch das werden wir noch verifizieren müssen, auch das werden wir noch nachvollziehen müssen", betonte Kollmar. "Wir werden sein Umfeld jetzt durchleuchten in den nächsten Tagen, mit Hochdruck."

Am späten Montagabend teilte die Polizei in einer Stellungnahme mit, dass die Wohnung des 18-jährigen Deutschen in Mannheim und weitere Räumlichkeiten bei seinen Eltern durchsucht worden seien. Dabei sei digitales Equipment sichergestellt worden und werde in der Folge ausgewertet. 

18-Jähriger nicht vorbestraft oder polizeiauffällig

Der junge Mann sei bisher nicht polizeilich erfasst. Er habe auch keinen Führerschein gehabt. "Das ist schon sehr außergewöhnlich, diese Sachlage", sagte der Polizeipräsident.

Die Ermittler wollen alle Aufenthaltsorte und Gesprächspartner des jungen Mannes der vergangenen Tage überprüfen. Der mutmaßliche Täter habe zwei Gewehre dabeigehabt, die Tatwaffe sei eine Schrotflinte gewesen. Die Waffen habe er nach bisherigen Erkenntnissen vor einigen Tagen selbst im Ausland gekauft. Es gebe Kaufbelege. Zu klären sei nun, wer jemandem ohne Waffenschein eine Waffe verkaufe.

Heidelberg

Aktuelle Informationen zum Angriff an der Uni Heidelberg Live-Ticker zu Schüssen in Heidelberg: Trauerfeier am 31. Januar in der Peterskirche

In Heidelberg sind am Montag in der Universität mehrere Menschen durch Schüsse verletzt und eine Person getötet worden. Der Täter hat nach der Tat Suizid begangen. Alle Entwicklungen im Live-Ticker.

Mehr als 100 Schuss Munition in Rucksack

Der Mann hatte noch mehr als 100 Schuss Munition dabei. Warum er mit dem Schießen aufgehört habe, wisse man noch nicht, so Kollmar. Das sei spekulativ, es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass eine bestimmte Person getroffen werden sollte. Der 18-Jährige hätte noch nachladen können.

Weil bei der Leiche des jungen Mannes ein Rucksack mit unbekanntem Inhalt gewesen sei, habe die Polizei lange nicht zu dem Toten gekonnt. Es hätte sich um Sprengstoff handeln können, erklärte Kollmar. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg habe daher auch Entschärfer geschickt, die den Rucksack untersuchten.

Kollmar berichtete von sieben Notrufen innerhalb von 43 Sekunden, die bei der Polizei eingegangen seien. Die Beamten seien schnell von einer Amoktat ausgegangen. Mehr als 400 Beamte seien im Einsatz gewesen.

Uni plant Trauerfeier

Nach den Ereignissen bereitet die Universität eine Trauerfeier vor. Genaue Pläne dazu konnte Rektor Bernhard Eitel am Montagabend noch nicht nennen. Die Hochschule überlege zudem, wie die Tat intern aufgearbeitet werden kann. Den ganzen Tag erreichten ihn Bekundungen von Wissenschaftlern aus ganz Europa, die das Geschehen in Heidelberg verfolgten und Hilfe anböten. Gefühlt handle es sich auch um einen Angriff auf die Offenheit der Hochschulen und die akademische Tradition.

Deutschlandweite Betroffenheit

Studierende und Politiker äußerten ihre Betroffenheit. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war tief erschüttert, Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zeigte sich tief betroffen und versprach eine schnelle Aufklärung der Tat. "Meine Gedanken sind bei den Familien und ihren Angehörigen. Wir sind an Ihrer Seite." Innenminister Thomas Strobl (CDU) ergänzte: "Für die Verletzten und die Beteiligten, auch die im Tutorium dabei waren, hoffe ich auf baldige Genesung an Leib und Seele." Es sei eine "entsetzlich belastende Situation".

Reaktionen von Studierenden und Politikern Entsetzen nach mutmaßlichem Amoklauf von Heidelberg

Die Tat auf dem Unigelände in Heidelberg hat viele Reaktionen bei Studierenden und Politikern ausgelöst. Ministerpräsident Kretschmann verspricht eine schnelle Aufklärung der Tat.

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SWR