Nach dem Chemie-Unfall am Mannheimer Hafen haben Experten der Feuerwehr am Mittwochabend damit begonnen, die Chemikalien-Fässer aus dem Container zu holen. Spezialisten in blauen und weißen Schutzanzügen haben mit einem Teleskop-Bagger mit besonders langem Arm die ersten von knapp 200 Fässern geborgen.

Vor Ort ist auch ein kompletter, sofort einsatzbereiter Löschzug der Feuerwehr sowie Polizei, Rettungskräfte und Vertreter der Umweltüberwachung. Nach einer Woche war der Container mit den Hydrosulfit-Fässern so weit abgekühlt, dass eine Bergung ohne größere chemische Reaktionen möglich ist, so Mannheims Erster Bürgermeister Christian Specht (CDU) im Vorfeld.

Fachleute prüfen jedes Fass einzeln
Zur Bergung wird jedes Fass einzeln herausgehoben und in den Sichtungsbereich gebracht, wo Fachleute und Ermittler es überprüfen.
Das Hydrosulfit aus dem Container kommt dann in eine wasserdichte Mulde. Dann werden die Fässer für den sicheren Abtransport vorbereitet. Die BASF will die Fässer fachgerecht entsorgen. Gefahr für die Wohnbevölkerung im Umfeld des Hafens bestehe nicht.
"Stoffe haben abreagiert"
In den vergangenen Tagen war die Temperatur im Container durch andauernde Wasserkühlung gesenkt worden. Sonden erlaubten einen ersten Blick ins Innere. "All das hat uns in die Lage versetzt, unser Bergungskonzept in die Tat umzusetzen" sagte Specht. Die Stoffe im Container hätten mittlerweile abreagiert, sagte ein Vertreter der BASF-Gefahrenabwehr.
Haube steht für den Notfall bereit
Im Fall einer chemischen Reaktion könne durch die Feuerwehr sofort eingegriffen werden. Im Notfall könne eine Haube über ein Fass mit noch reaktiven Chemikalien gesetzt werden.
Für den Fall einer erneuten Eigenreaktion des Hydrosulfits haben die Einsatzkräfte einen Sicherheitsbereich von 100 Metern um den Container festgelegt. Die Stadt Mannheim wird dann Sirenenalarm auslösen. Während der Bergung gibt es keine weiteren Verkehrsbeschränkungen.
Von der BASF für die Türkei
Die von der Ludwigshafener BASF für den Export in die Türkei bestimmten Fässer hatten sich vor einer Woche am Dienstagnachmittag selbst entzündet. Der Container schlug leck.
"Keine Gefahr für Bevölkerung" Chemieunfall im Mannheimer Hafen: Feuerwehr rechnet mit langwierigem Einsatz
Der Einsatz nach dem Chemieunfall im Mannheimer Hafen am Dienstag dauert auf unbestimmte Zeit an. Für die Bevölkerung bestehe aber keine Gefahr, hieß es am Mittwoch.
17 Polizisten und ein Kranführer waren bei dem Chemieunfall verletzt worden. Eine große Gaswolke mit Schwefeldioxiden und anderen Schwefelsalzen stieg bis zu 150 Meter hoch über den Mannheimer Hafen.
Ursachenforschung erst nach Öffnung
Warum sich der Stoff entzündete, lässt sich nach Expertenangaben erst nach Öffnung der Hydrosulfit-Fässer klären. Hydrosulfit wird in der Textilindustrie als Bleichmittel verwendet und gilt bei sorgfältiger Handhabung als ungefährlich. Wegen des Risikos einer Selbstentzündung mit Austritt von Schwefeldioxid und Schwefel ist es allerdings als Gefahrgut klassifiziert. Der Container sollte eigentlich schon viel früher geöffnet werden, doch die Hitze im Container ließ das nicht zu.
Weiter Vorsichtsmaßnahmen für Anwohner
Anwohnerinnen und Anwohner sollen nach wie vor ihre Fenster nur zum Stoßlüften öffnen. Dies sei eine vorbeugende Maßnahme. Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht.