Beeindruckende Fotos fürs Mannheimer Stadtarchiv

Nachlass von Mannheimer Luftbild-Pionier im MARCHIVUM

Stand
AUTOR/IN
Eberhard Reuß

Schon vor der Erfindung der Drohne wurden Fotos aus der Vogelperspektive geschossen. Einer der Pioniere: Der 2015 verstorbene Mannheimer Ottheinrich Hauck.

Die Welt von oben sah schon immer etwas anders aus: Schöner, grüner, wie eine Modelleisenbahnanlage. Genau diesen Blick über Mannheim und die Kurpfalz hinweg hat Ottheinrich Hauck immer wieder festgehalten. Zwischen 1958 und 2008 war er der wichtigste Experte für Luftbildfotografie in der Rhein-Neckar-Region.

Nachlass von Ottheinrich Hauck, Pionier der Luftbildfotografie (Foto: Nachlass Ottheinrich Hauck/MARCHIVUM  )
In seiner Karriere hat Ottheinrich Hauck mehr als 120.000 Luftaufnahmen gemacht

Mehr als 120.000 Bilder

In fünf Jahrzehnten hat Hauck über 120.000 Fotos von oben geschossen. Jetzt hat seine Witwe den Nachlass von Ottheinrich Hauck dem Mannheimer Stadtarchiv überlassen.

"Es wurden Flugzeuge gechartert, ein Pilot dazu – und es musste auch noch das passende Wetter sein. Die Kunden riefen dann schon an und fragten nach, wann denn endlich fotografiert wird. Das war ziemlich aufwändig."

Viele Kunden im Südwesten

Für Ottheinrich Hauck hat sich der Aufwand gelohnt: Alle großen Unternehmen gaben bei ihm Bestellungen auf, ebenso wie viele Städte und Gemeinden im Südwesten. Und vor allem auch Postkartenverlage.

Unterschiedliche Motive

Manfred Schreiner war damals Lehrling bei Luftbild Hauck in Mannheim, und er erinnert sich noch genau an das, was damals als Motiv gefragt war: Auflugslokale, Burgen, Kirchen, alte Städte, Bilder von Heidelberg und Ladenburg – um nur einige zu nennen. Manchmal, sagt Manfred Schreiner, gab es fast zu viel zu tun und die Arbeitszeiten seien lang gewesen.

Nachlass von Ottheinrich Hauck, Pionier der Luftbildfotografie (Foto: Nachlass Ottheinrich Hauck/MARCHIVUM  )
Ottheinrich Hauck schoss die Aufnahmen mit seinem eigenen Flugzeug

Nicht ganz ungefährlich

Luftbildfotografie war damals noch ein kleines Abenteuer, denn der Pilot musste möglichst langsam fliegen. Maximal 80 Kilometer pro Stunde – und damit kurz vor dem Absturz.

"Langsam fliegen ist wichtig, um die Schärfe der Aufnahmen zu fördern. Die Bewegung des Flugzeugs bedingt natürlich unter Umständen eine Unschärfe."

Aufwändige Arbeit

Fotografiert wurde grundsätzlich mit Linhof-Großformatkameras. Ottheinrich Hauck besaß selbst den Pilotenschein und bald auch ein eigenes Flugzeug. Ehefrau Waltraud regelte den Schriftverkehr mit den Behörden und organisierte die Foto-Genehmigungen.

Jede Luftbildaufnahme musste vom Regierungspräsidium Karlsruhe genehmigt werden. Von jedem Bild musste ein Abzug gemacht werden – und dann gab es einen Stempel. Oder auch nicht. Wenn zum Beispiel militärische Anlagen zu sehen waren, wurde die Aufnahme nicht freigegeben."

Nachlass von Ottheinrich Hauck, Pionier der Luftbildfotografie (Foto: SWR)
Waltraud Hauck mit Manfred Schreiner und Mitarbeitern des Mannheimer MARCHIVUM

Ein umfangreicher Nachlass

Über 120.000 Fotos hat Ottheinrich Hauck hinterlassen – jetzt wurden sie von seiner Witwe an das Mannheimer Stadtarchiv MARCHIVUM übergeben.

"Es war eine Zeit vor Google, eine Zeit vor Drohnen. Wir haben mit diesen Schrägluftbildern die Möglichkeit, nochmal einen ganz andern Blick auf Mannheims und den gesamten südwestdeutschen Raum zu werfen, den wir sonst nicht in unseren Beständen haben."

Stiftung Kulturgut fördert Katalogisierung

Um die Bilder zu katalogisieren und nutzbar zu machen, wird das Projekt von der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg mit über 90.000 Euro unterstützt. Waltraud Hauck hat dem Stadtarchiv die Fotos ihres 2015 verstorbenen Mannes kostenlos überlassen. "Mein Mann," sagt sie, "wäre stolz darauf, dass seine Arbeit erhalten bleibt und wertgeschätzt wird – ganz fer umme."

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Eberhard Reuß