Die Mannheimer MVV Energie AG hat die Preise für einen Neuanschluss ans Fernwärmenetz drastisch erhöht. Zahlte man im vergangenen Jahr beispielsweise für ein einfaches Einfamilienhaus noch rund 6.400 Euro für einen Neuanschluss, so muss man ab 2026 nochmal satte 3.000 Euro mehr dafür bezahlen. Darauf weist eine Interessengemeinschaft von Energiekunden hin, die die Preise zum Jahreswechsel verglichen hat.
Mannheim: Viele bisherige Gaskunden brauchen künftig Fernwärme
Besonders interessant ist die Preiserhöhung vor dem Hintergrund, dass die MVV Energie AG im vergangenen Jahr angekündigt hat, bis voraussichtlich 2035 kein Gas mehr an Haushalte liefern zu wollen. Viele Kunden, die bisher mit einer Gastherme heizen, hatte das verärgert. Auch bundesweit hatte der Mannheimer Energieversorger damit für Aufsehen gesorgt. Letztlich hatten jedoch viele andere Energieanbieter - wie etwa die Stuttgarter Stadtwerke - eingeräumt, dass sie ähnliche Planungen haben. Wer also bisher mit Gas heizt, dem bleibt nicht viel anderes übrig, als auf Fernwärme umzusatteln oder sich eine Wärmepumpe zuzulegen.
Interessengemeinschaft der Energiekunden spricht von Monopolbildung
Die Interessengemeinschaft der Energiekunden sieht in der Preiserhöhung für den Anschluss ans Fernwärmenetz eine Monopolbildung und hat angekündigt, dagegen juristisch vorgehen zu wollen.
Die Interessengemeinschaft hatte sich mit ihrer Kritik an den SWR gewandt und darum gebeten, die Zahlen zu überprüfen. Tatsächlich findet man auf der Internetseite der MVV Energie AG eine Auflistung der Preise für Fernwärmeanschlüsse - dort stehen allerdings noch die alten Zahlen. Bei der MVV Netze GmbH findet man dagegen bereits die erhöhten neuen Preise, auf die sich die Interessengemeinschaft bezieht.
Verbraucherzentrale Baden-Württemberg erstaunt über drastische Erhöhung
Die Erhöhung der Netzanschlusspreise bei der MVV kann auch die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg nur schwer nachvollziehen. Es sei zwar klar, dass die Energieversorger auf die kommunale Wärmeplanung der Städte und Kommunen reagieren müssten. Und die Richtung hin zu weniger Gas und mehr Fernwärme sei ja vom Gesetzgeber gewollt. Allerdings wären derart hohe Preissteigerungen, wie sie jetzt bei der Mannheimer MVV vorliegen, mit den Zusatzkosten für den Ausbau des Fernwärmenetzes "so nicht abbildbar".
Auch Anschluss ans Gasnetz wird teurer
Ein neuer Gasanschluss kostete bisher rund 1.900 Euro für ein normales Einfamilienhaus. In Zukunft muss der Kunde dafür fast 12.400 Euro bezahlen. Das ist eine Preissteigerung um das Sechsfache. Allerdings ist ein Neuanschluss ans Gasnetz inzwischen nicht nur wegen des gestiegenen Preise unattraktiv, sondern auch, weil die MVV angekündigt hat, langfristig kein Gas mehr anbieten zu wollen.
MVV Mannheim: Neue Preise ab 2026
Grund für die große Preiserhöhung sind nach Angaben der MVV eine neue Verrechnungssystematik, bei der die Netzanschlussnehmer die Kosten weitestgehend selbst tragen sollen. Außerdem würden sich die Kosten für Tiefbau und Material erhöhen. Der neue Preis für den Fernwärmeanschluss gilt ab 2026.