Laut Anklage hat eine 33-jährige Mutter ihrem sieben Monate alten Sohn im Juli vergangenen Jahres Methadon verabreicht. Das ist ein starkes Opioid. Offenbar wollte sie ihm Schmerzen nehmen und seinen hartnäckigen Schluckauf lindern. Der kleine Junge starb kurze Zeit später. Deshalb muss sich die Mutter seit Dienstag vor dem Landgericht Heidelberg verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr Körperverletzung mit Todesfolge vor.
Am ersten Prozesstag brach die Angeklagte immer wieder in Tränen aus. Sie leide im Gefängnis unter starken Schmerzen. Methadon habe sie dort nur am Anfang bekommen, später nicht mehr. Zu der Tat, die ihr vorgeworfen wird, äußerte sie sich zunächst nicht.
Angeklagte Mutter drogenabhängig?
Die 33-Jährige ist nach Erkenntnissen der Ermittler selbst drogenabhängig und nahm das Medikament, um die Folgen ihrer Sucht zu lindern. Sie selbst bestreitet allerdings, süchtig zu sein, und begründete ihren Methadon-Konsum mit den starken Schmerzen.
Am Tattag war sie mit dem Baby beim Vater des Jungen in Heidelberg zu Besuch. Nachdem sie dem Kind das Methadon gegeben habe, habe der Junge Atemaussetzer bekommen und sei blau angelaufen, so die Anklage.

Vater wollte das Kind zu einem Arzt bringen
Der Vater habe darauf gedrängt, mit dem Kind zu einem Arzt zu fahren. Unter einem Vorwand habe die 33-Jährige den Mann weggeschickt und ihn in dem Glauben gelassen, dass sie das Kind in ein Krankenhaus bringe. Das sagte ein Sprecher des Gerichts dem SWR. Stattdessen sei sie aber mit dem Baby zu ihrer Wohnung nach Sinsheim (Rhein-Neckar-Kreis) zurückgekehrt. In der Straßenbahn auf dem Weg dorthin oder später in Sinsheim sei der Junge dann gestorben.
Die Mutter sitzt in Untersuchungshaft. Sie wurde psychiatrisch begutachtet. Demnach war ihr Leben geprägt von Gewaltbeziehungen. Sie stammt aus der Ukraine. Die Abhängigkeit von Opiaten begann ursprünglich wegen chronischer Rückenschmerzen und sozialer Isolation, sagte ein Gutachter am ersten Prozesstag. Sie sei mehrfach häuslicher Gewalt ausgesetzt gewesen, unter anderem durch den Vater des verstorbenen Kindes. Er habe sie bedroht und emotional erpresst.
In dem Prozess sollen bis Mitte Mai 22 Zeugen und drei Sachverständige gehört werden.