Prozess am OLG Stuttgart-Stammheim

Islamkritiker Stürzenberger: Messerangriff in Mannheim kam "aus dem Nichts"

Stand

Von Autor/in Ninja Degen

Für Islamkritiker Stürzenberger kam der Angriff auf dem Mannheimer Marktplatz überraschend, sagte er beim Prozess in Stammheim. Er war das eigentliche Ziel der Messerattacke.

Im Prozess um die tödliche Messerattacke in Mannheim am 31. Mai 2024 hat am Dienstag Islamkritiker Michael Stürzenberger vor dem Oberlandesgericht in Stuttgart-Stammheim ausgesagt. Der heute 60-Jährige war das eigentliche Ziel von Sulaiman A. bei dessen Messerangriff auf dem Markplatz. Er sei von dem Angriff überrascht worden, so Stürzenberger bei seiner Zeugenaussage. Der Angriff sei "aus dem völligen Nichts gekommen" als er gerade den Stand auf dem Platz aufgebaut und Plakate geordnet habe.

Es war wie ein Blitz aus heiterem Himmel.

Stürzenberger wurde durch mehrere Messerstiche schwer verletzt. Er tritt in dem Verfahren, das seit Mitte Februar läuft, als Nebenkläger auf.

Stürzenberger: Gefahr erst spät realisiert

Er habe im ersten Moment gar nicht bemerkt, dass ein Messer im Spiel gewesen sei, sagte der 60-Jährige am Oberlandesgericht. Als Sulaiman A. ihn angriff, habe er zuerst nur einen Kontakt gespürt. Dann sei er gemeinsam mit dem Angreifer hingefallen. Erst als dieser wieder aufstand, habe er das Messer gesehen, so Stürzenberger weiter. Das sei der Moment gewesen, in dem er realisiert habe, dass es "jetzt gefährlich werde".

Michael Stürzenberger sagte, dass er nie für möglich gehalten habe, dass so etwas passiert. Nach dem Angriff in Mannheim habe er nicht mehr an weiteren Kundgebungen der BPE teilgenommen und sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

Islamkritiker bei Messerangriff in Mannheim verletzt

Nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft hat der zum Tatzeitpunkt 25-jährige Sulaiman A. bei dem Angriff insgesamt sechs Menschen mit dem Messer verletzt. Neben Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger noch fünf weitere Teilnehmer der Kundgebung der islamkritischen Bürgerbewegung Pax Europa (BPE). Der 29 Jahre alte Mannheimer Polizist Rouven Laur wurde so schwer verletzt, dass er zwei Tage später starb.

Der angeklagte Sulaiman A. muss sich wegen Mordes und fünffach versuchten Mordes verantworten. Er hatte zuletzt mit Frau und Kindern im hessischen Heppenheim gelebt, etwa 35 Kilometer von Mannheim entfernt.

Sulaiman A. hat Tat im Prozess am OLG gestanden

Am vergangenen Prozesstag hatte der angeklagte Sulaiman A. selbst viele Stunden lang vor dem Oberlandesgericht ausgesagt. Dabei ging es um seine Beweggründe und den Tattag selbst. Seine Radikalisierung habe zum großen Teil über den Messenger-Dienst Telegram stattgefunden. Dort habe er Gespräche mit einem unbekannten Mann geführt, den er bei seiner Aussage als "Gelehrten" bezeichnete. Von ihm habe er sich die Erlaubnis geholt, aus seiner Sicht "Ungläubige" zu töten. Michael Stürzenberger hatte diese Aussagen des Angeklagten im Gerichtssaal verfolgt.

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Sulaiman A. erklärte, dass ihm die islamkritische BPE erstmals im Jahr 2022 aufgefallen sei. Daraufhin habe er den Youtube-Kanal Michael Stürzenbergers abonniert. Nach und nach habe sich dann das Ziel entwickelt, den Islamkritiker umzubringen.

Verfassungsschutz beobachtet Stürzenberger

Nach Angaben des bayerischen Verfassungsschutzes gibt es Anhaltspunkte dafür, dass der bayerische Landesverband der BPE verfassungsschutzrelevante islamfeindliche Bestrebungen verfolge. Ein Sprecher sagte vergangene Woche, dass sowohl Stürzenberger als auch der bayerische Landesverband weiter beobachtet würden.

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