Seit dieser Woche verteilt das Team der Mannheimer Vesperkirche die sogenannten "Sheltersuits" an Menschen in Not. Bei den eisigen Temperaturen halten die Anzüge warm und können dadurch Leben retten. Neun Stück hat die Johanniter-Hilfsgemeinschaft Kurpfalz der Mannheimer Vesperkirche geschenkt, um sie zu verteilen. Die Johanniter haben die Anzüge von der "Sheltersuit Foundation" bekommen. Das ist eine Stiftung aus den Niederlanden, die die Multifunktionsjacken schon seit 2014 herstellt und an Obdachlose verteilt. Die warmen Jacken mit integriertem Schlafsack sind wind- und wasserdicht. Sie bestehen zu 100% aus recyceltem Material und werden von ehemaligen Geflüchteten gefertigt. Die Stiftung zahlt für die Herstellung eines Sheltersuits 300 Euro. An Deutschland hat die "Sheltersuit Foundation" sie jetzt insgesamt 1.000 Anzüge gespendet.

Den Schlafsack kann man mit einem Reißverschluss von der Jacke trennen. Außerdem lässt sich der Schlafsack unten öffnen, damit man darin auch stehen oder gehen kann. Verpackt ist der Anzug in einen wasserdichten Rucksack, damit man ihn gut transportieren kann. Leicht ist das Ganze aber nicht: Das Gesamtgewicht liegt bei rund fünf Kilo.
Der Sheltersuit hat sich bewährt
Einer der Menschen, der einen Sheltersuit von der Vesperkirche erhalten hat, ist Ismael. Er lebt seit über eineinhalb Jahren auf der Straße. Er erzählt, dass er einen festen Ort hat, an dem er immer schläft und wo er seine Sachen gut verstecken kann. Der Sheltersuit ist für ihn eine riesige Hilfe.
Das war für mich wie Sechser im Lotto. Ich kann endlich einschlafen, ohne zu frieren.

Wenige Sheltersuits für viele Obdachlose
Für Ismael macht der der Anzug einen sehr großen Unterschied, sagt er. Er muss sich keine Sorgen mehr um das Wetter machen und weiß, dass er immer warm und gemütlich schlafen kann. Er sagt, es fühlt sich fast an wie ein richtiges Bett, weil er sogar seine Sachen ausziehen kann und nicht in Jacke und Hose schlafen muss.
Ismael hatte Glück, einen Sheltersuit zu bekommen, denn die Mannheimer Vesperkirche kann nur neun Stück verteilen. Bedürftige gäbe es aber natürlich viel mehr. Wie wird dann entschieden, wer einen bekommt?
Pfarrerin Anne Ressel betont, dass die Entscheidung nicht einfach fällt. Sie und das Team der Vesperkirche kennen viele Menschen ohne Obdach, die immer wieder zu ihnen kommen. Es sei wichtig jemanden zu finden, der einen festen Schlafplatz hat und nicht immer alles mit sich herumtragen muss. Außerdem sollten es Menschen sein, die den Anzug richtig benutzen und auf ihn aufpassen.
Ressel erzählt, dass es in der Vergangenheit immer wieder Fälle gab, wo Obdachlose ihre gespendeten Sheltersuits verkauft haben, um an Geld für Alkohol oder Drogen zu kommen. Durch ihre jahrelange Erfahrung und durch den Kontakt zu den Hilfsbedürftigen könne sie jetzt einschätzen, wer die Anzüge am besten gebrauchen und gut darauf aufpassen kann.
Gerade in den vergangenen Tagen, in denen die Temperaturen besonders niedrig waren, kamen viele Menschen in die Vesperkirche und haben nach Decken oder Schlafsäcken gefragt, weil sie so frieren, sagt Anne Ressel. "Und wenn man dann eine so schöne, warme Lösung für die Menschen hat, das ist wirklich fantastisch."