Im Mannheimer Mühlauhafen liegt das Kirchenschiff "Johann Hinrich Wichern". Mindestens zwei Mal in der Woche fährt es auf Rhein, Neckar und in die Häfen, um Binnenschiffer zu besuchen. Auf jeder Tour wird die Schifferseelsorgerin und Pfarrerin Anne Ressel von Ehrenamtlichen unterstützt.
Besonderheit: Die Kirche geht zu den Menschen
Häufig sind die Schiffer lange Zeit von ihrer Heimat, Familie und Bekannten getrennt. Umso wichtiger sei es, sich nach den Menschen zu erkundigen, so Anne Ressel. Jede Tour sei anders, vom kurzen Zurückwinken bis hin zu längeren Seelsorge-Gesprächen.
Ähnliche Sorgen wie an Land
Die Sorgen der Schiffer ähnelten dabei denen der Menschen an Land. Dazu gehörten unter anderem finanzielle und berufliche Ängste, aber auch Auseinandersetzungen in der Familie.
"Das weiß kaum jemand hier in Mannheim, wie viele Binnenschiffer hier immer wieder Station machen. Und ich finde es wichtig, dass die Kirche zeigt, Ihr seid nicht vergessen und wir interessieren uns dafür, wie es Euch geht."

Reaktionen auf dem Wasser: Von Skepsis bis Interesse
Das Team um Anne Ressel stößt auf dem Wasser immer mal wieder auf Ablehnung, zumindest im ersten Moment. Sätze wie "Mit Kirche kann ich nichts anfangen" gehören zum Alltag. Trotzdem fassen die meisten Schiffer dann doch Vertrauen. Am Ende freuten sich die Menschen immer, wenn man ihnen zuhört, erzählt Anne Ressel.
Ehrenamt auf der "Wichern"
Zurzeit unterstützen etwa 20 Ehrenamtliche die Arbeit auf der Wichern. Einige von ihnen sind seit mehreren Jahren dabei. So wie Wolfgang. Früher hat er im Mannheimer Großkraftwerk gearbeitet. Jetzt steht er hinter dem Steuerrad.
"Das Besondere an der Wichern sind das Ambiente auf dem Boot und die Aufgaben, die wir haben, wie Hochzeiten, Taufen, Gespräche mit den Binnenschiffern."
Zukunft: "Wir wünschen uns noch viele Jahre"
Bis 2005 gab es noch um die 30 Kirchenschiffe in ganz Deutschland – jetzt sind nur noch drei von ihnen übrig. Grund: Einsparungen in der Kirche und eine fehlende Lobby der Schiffer, sagt Anne Ressel.
Für ihre Wichern wünscht sie sich noch viele weitere schöne Jahre.
"In der kommenden Zeit geht es darum, Wege zu finden, die Binnenschifferseelsorge für die Schiffer, aber auch für die Menschen an Land bekannter zu machen."
Seit Kurzem sind deshalb auch private Taufen, Trauungen oder Gottesdienste für einen kleinen Kreis auf der "Wichern" gegen eine Spende möglich – an Bord ist Platz für zwölf Personen.