In dem Brief an Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) verlangen sie unter anderem, die gesperrte Fressgasse wieder für den Durchgangsverkehr zu öffnen. Der offene Brief liegt dem SWR vor. Mehr als 100 Gewerbetreibende haben ihn unterzeichnet. Darunter sind Einzelhändler, Gastronomen und Dienstleistungsbetriebe.
Sperrung seit rund sechs Wochen
Die Fressgasse ist seit dem 11. März zwischen den Quadraten P1 und Q1 gesperrt. Die Stadt hatte den großangelegten Verkehrsversuch gestartet, um die Fressgasse vom Verkehr zu entlasten und die Fußgängerzone zu erweitern. Der Verkehrsversuch ist auf ein Jahr angelegt.
Handel seit Jahren unter Druck
Der laufende Verkehrsversuch schade den Geschäften. Begründet wird die Forderung nach einen Stopp mit der seit Jahren schwierigen Situation des Handels in der Mannheimer Innenstadt unter anderem durch die Corona-Pandemie und auch durch die Bauarbeiten zur Umgestaltung der Planken.
Die Erreichbarkeit der City aus dem Umland habe sich ohnehin durch die Sperrung der Rheinbrücke, die Sperrung des Fahrlachtunnels und die Bauarbeiten an der B38 in Weinheim drastisch verschlechtert. Gerade ältere Kunden aus dem Umland würden zunehmend aus der Innenstadt verdrängt.

Forderung nach Mitsprache
Die Unterzeichner fordern, in weitere Pläne für die Verkehrsführung mit einbezogen zu werden. Die Sperrung sollte aufgehoben werden, so die Unterzeichner des Briefes, bis sich die Innenstadt von den Ereignissen der vergangenen vier bis fünf Jahre erholt habe.
Stadt bietet Gespräch an
Die Stadtverwaltung hat den Brief der Geschäftsleute erhalten. Man nehme deren Bedenken ernst, heißt es in der schriftlichen Stellungnahme. Die Stadt will die Händler daher zu einem Gespräch einladen.
Die Verwaltung beobachte die Entwicklung in der Innenstadt durchgehend. In Kürze sollen vor Ort erste Verkehrszählungen durchgeführt werden, heißt es weiter.
Kritik an Gemeinderat
Die Unterzeichner des offenen Briefes hatten auch den Gemeinderat kritisiert. Die meisten Stadträte hätten "mangelndes Gespür für das Führen eines Einzelhandelsgeschäfts und den damit verbundenen Sorgen und Nöten".
Grüne bitten Gewerbetreibende um Geduld
Die Fraktion der Grünen im Gemeinderat weist die Vowürfe zurück und bittet die Händler um Geduld. Der Verkehrsversuch werde die Attraktivität und Lebensqualität in der Innenstadt erhöhen.
"Ich habe selbst unter anderem Gastronomiebetriebe geführt und kenne die Probleme in der Branche. Diese sind aber nicht durch die veränderten Verkehrsverhältnisse entstanden."
Die Sorgen und Nöte der Gewerbetreibenden würden natürlich gehört, so die Grünen. Man müsse aber die Belange aller Bürger berücksichtigen. Viele Bewohner der Innenstadt bedanken sich für die Verkehrsberuhigung. So habe beispielsweise das "sinnlose Umherfahren mit lauten Motoren und aufgedrehten Soundanlagen" stark abgenommen.
Kunststraße ab Mai gesperrt
Der zweite Abschnitt des Verkehrsversuchs, der Fahrradweg zwischen den Quadraten E1 und E2 ist bereits umgesetzt. Die Kunststraße soll im Mai gesperrt werden. Laut Stadt wird der Durchgangsverkehr in Höhe des Paradeplatzes unterbrochen. Dafür werden Schwellen installiert, Markierungen gesetzt und neue Schilder gestellt. Radfahrer haben weiterhin freie Fahrt und Parkhäuser bleiben laut Stadt erreichbar.