Die Nachfrage steigt: Besonders die frischen Lebensmittel sind schnell vergriffen, erzählt Rita Müller, die eigentlich anders heißt und die mehrmals die Woche zum Einkaufen kommt. Sie plant dafür viel Zeit ein. Schon zwei Stunden vor Öffnung des Diakoniepunkts reiht sie sich in die Warteschlange ein.
Als Witwe auf Hartz4 angewiesen
Rita Müller ist seit kurzem verwitwet und auf Hartz4 angewiesen. Zum ersten Mal kam sie in der Hochphase der Corona-Pandemie in den DiakoniePunkt. Damals wurden die Lebensmittel noch in Tüten durch das Fenster ausgegeben.
Begegnungscafé mit Kaffee, Kuchen und Mittagessen
Im vorderen Teil des DiakoniePunkts gibt es das Begegnungscafé mit Kaffee, Kuchen und mit einem täglichen Mittagessen für einen Euro. Im hinteren Teil findet man Lebensmittel, frisches Gemüse und Obst sowie Haushaltswaren und Kleidung. Der Andrang ist so groß, dass die Menschen eine Nummer ziehen müssen, bevor sie einkaufen können.
"Zwei Tüten habe ich gekriegt, für zwei Euro. Und dann bin ich nach Hause und habe das ausgepackt. Ich habe Freudentränen gehabt. Da war alles Mögliche drin. Und da habe ich mir gedacht: Gibt es das? Das kommt wie vom Himmel."
Ohne Spenden könnte der DiakoniePunkt nicht überleben
Lebensmittel kommen als Spende vor allem von Supermärkten, Obst und Gemüse von lokalen Einzelhändlern, Kleidung und Haushaltswaren von Privathaushalten. Mit Spendengeld werden haltbare Lebensmittel zugekauft.
Die Leiterin Petra Casper ist dankbar, dass trotz der für alle belastenden Situation weiterhin gespendet wird. Im Diakoniepunkt finden Menschen nicht nur Dinge des täglichen Bedarfs, sondern auch ein offenes Ohr. Ob in der Warteschlange oder im Begegnungscafé – man kommt hier mit anderen Menschen ins Gespräch. Das sei für viele Betroffene enorm wichtig.
Das Wohnzimmer Mannheim
Daher nenne man intern den DiakoniePunkt auch das "Wohnzimmer Mannheims“. Der DiakoniePunkt sei schon immer gut besucht gewesen, pro Tag kommen zurzeit ungefähr 60 Menschen vorbei, sagt Petra Casper und seit einigen Wochen werden es immer mehr.
"Wir hatten früher relativ wenig Rentner, weil die vom alten Schlag eher sagen: Ja, das geht noch, ich komme noch hin. Aber jetzt langt es eben nicht mehr."
Stammkunden im Diakoniepunkt
Ein anderer Stammkunde ist Michael Grams. Er ist Rentner und kommt mehrmals die Woche. Im normalen Supermarkt kann er sich viele Lebensmittel nicht mehr leisten. Seine Rente ist nicht so hoch und die Preise steigen weiter an. Er habe gelernt zu verzichten.
"Es ist eine Katastrophe. Was früher die Normalität war, ist heute Luxus: Schokolade braucht man nicht, Süßigkeiten braucht man nicht, Chips braucht man nicht. Was man braucht sind die Grundnahrungsmittel und alles andere könnte eigentlich weg."
Wenn Petra Casper an die bevorstehenden Monate denkt, hat sie Bauchschmerzen. Sie befürchtet, dass die Schlangen im Herbst und Winter noch länger werden.