Rundum-Erneuerung für vier Millionen Euro

Mannheimer TECHNOSEUM rüstet sich für die Zukunft

Stand
Autor/in
Esther Uhrig

Das TECHNOSEUM wird in den kommenden Jahren deutlich modernisiert. Bis 2030 soll es fit für die Zukunft sein. Ein erweitertes Angebot soll vor allem junge Menschen erreichen.

In den kommenden Jahren soll die Dauerausstellung des Mannheimer TECHNOSEUMS entrümpelt und komplett überarbeitet werden. Laut Museums-Direktor Andreas Gundelwein wird sie künftig nicht mehr chronologisch, sondern nach neun Themenbereichen sortiert sein - von Mobilität über Kommunikation und Medien bis hin zur Medizintechnik.

Nach 30 Jahren Zeit für grundlegende Überarbeitung

Bisher werden Besucher auf den historischen Pfaden der Industrialisierung über zwei Kilometer Laufstrecke und sechs Stockwerke geführt - viel zu lang, sagt Direktor Gundelwein.

Bei einem normalen Museumsbesuch ist das für die meisten kaum zu schaffen.

Nach mehr als 30 Jahren sei deshalb die Zeit reif für eine grundlegende Überarbeitung. Besucher können künftig selbst flexibel entscheiden, ob sie zum Beispiel eine Ausstellung zur Künstlichen Intelligenz und Robotik, zum urbanen Leben oder auch zur Globalisierung oder zum Thema Kommunikation und Medien besuchen möchten.

TECHNOSEUM-Direktor Andreas Gundelwald
TECHNOSEUM-Direktor Andreas Gundelwald in einem der bislang zwei Labore.

Umbau der Dauerausstellung bei laufendem Betrieb

Die Erneuerung der Dauerausstellung soll über mehrere Jahre hinweg stattfinden. Ab 2024 sollen die Konzepte fertiggestellt werden, und die Ausschreibungen für externe Dienstleister erfolgen. Für den Umbau bei laufendem Betrieb müssten dann immer wieder einzelne Bereiche geschlossen werden. Das habe aber auch Vorteile: Das Publikum könne den Umbau live vor Ort verfolgen.

Wir werfen in der neuen Ausstellung Fragen auf - vor allem in Richtung Zukunft

Neben der Technikgeschichte spielten vor allem Zukunftstechnologien und kommende Entwicklungen eine zentrale Rolle. Neben der Vermittlung von Geschichte hätten Museen schließlich auch die Aufgabe, zukünftige technologische Neuerungen zu präsentieren und zu diskutieren.

Das TECHNOSEUM solle ein Ort sein, der auch jüngere Generationen für Technik und Naturwissenschaften begeistert und der innovative Technologien in den Fokus nimmt. Dazu gehöre auf lange Sicht auch, Diskussions-Foren zu etablieren, um sich mit Vor- und Nachteilen neuer Technologien auseinander zu setzen.

35.000 Jugendliche besuchen jedes Jahr das TECHNOSEUM

Einen noch viel größeren Stellenwert als bisher soll künftig das Thema Bildung einnehmen. MINT und der Fachkräftemangel seien zentrale gesellschaftliche Herausforderungen - hier wolle man künftig eine wichtigere Rolle als bisher einnehmen. Dafür soll die Zahl der Labore im sogenannten Schüler-Forschungs-Zentrum von bisher zwei auf sechs erhöht werden. Man müsse regelmäßig Anfragen von Lehrkräften und Eltern ablehnen. Das könne man so nicht hinnehmen, sagte Gundelwein.

Ein Mädchen steht in der neuen Sturmkammer des Technoseums. Ihre Harre werden ordentlich durcheinander gewirbelt.
Die neu gestaltete Mitmachausstellung befasst sich auch mit dem Klimawandel. In der Sturmkammer könne die Besucher am eigenen Leib erfahren, wie sich ein extremes Wetter mit Windgeschwindigkeiten von 150 Kilometern pro Stunde anfühlt.

Jugendliche sollen eigene Interessen ausleben können

Die sechs Labore sollen sich in Zukunft unter anderem den Themen Physik, Chemie, Sensorik und Optik widmen. In ihnen, so der Plan, können Schülerinnen und Schüler je nach Interesse und Neigung forschen. Außerdem könne man dort Technik-Clubs oder Ferienkurse anbieten.

 Wir wollen Leuchtturm in der technisch-naturwissenschaftlichen Bildung sein.

Mit dem Schüler-Forschungszentrum verfüge das TECHNOSEUM dann über eine Art "Dating-Plattform" zwischen jungen Menschen und Unternehmen.

Kooperation zwischen TECHNOSEUM und Unternehmen geplant

Er sei optimistisch, dass er mit diesem Konzept einen Nerv treffe. Die einen suchten händeringend Fachkräfte, die anderen noch nach Orientierung. Dafür suche Museums-Direktor Gundelwein gerade Unterstützer in der Industrie. Man könne sich zum Beispiel vorstellen, dass Unternehmen Prototypen neuer Technologien zur Verfügung stellen, an denen die Jugendlichen dann lernen könnten.

Technoseum, Mannheim

Museum muss Kosten reduzieren

Die Kosten für die Modernisierung belaufen sich auf rund vier Millionen Euro. Um die neuen Labore zu finanzieren, sei man außerdem in Kontakt mit Partnern aus der Industrie und werbe Förderungen ein - mit Erfolg, wie es hieß: In diesem Herbst habe der Bund im Rahmen des Programms "KulturInvest“ 2,3 Millionen Euro für das Museum bewilligt. Und auch die Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung habe ihre Unterstützung zugesagt.

Künftig bleibt das Museum an einem Tag der Woche zu

Weil die jährlichen Energiekosten um rund 400.000 Euro gestiegen seien, müsse man dringend die laufenden Betriebskosten senken. Dazu soll es ab 2024 einen regelmäßigen Schließtag geben: Immer montags bleiben die Ausstellungen dann für den Publikumsverkehr geschlossen - außer an Feiertagen in Baden-Württemberg, die auf einen Montag fallen. Dazu gehören zum Beispiel der Ostermontag oder der Pfingstmontag - ebenso wie der erste Januar 2024.

Einmal im Monat ist der Eintritt frei

Zum ersten Mal seit sechs Jahren sollen außerdem die Eintrittspreise angepasst werden. Das betrifft vor allem Tickets für Erwachsene. Weil man aber vor allem für Familien attraktiv bleiben wolle, haben Kinder unter sechs Jahren auch künftig freien Eintritt ins Museum. Außerdem werde auch weiter eine vergünstigte Familienkarte angeboten und: An jedem letzten Freitag im Monat ist der Eintritt frei - ein Angebot, das ab dem kommenden Jahr gilt und das sich "FREI-Zeit" nennen wird.

Wir verstehen uns als ein offenes Haus für alle

 Lange Geschichte des Museums

Eröffnet wurde das TECHNOSUEM 1990. Es ist eine Stiftung des öffentlichen Rechts und wird vom Land Baden-Württemberg und der Stadt Mannheim getragen. Es ist nach eigenen Angaben das drittgrößte Technik-Museum Deutschlands.

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