
Das Sozialministerium in Stuttgart hat das dem SWR bestätigt, und verwies auf ein Interview in der "Heilbronner Stimme", in dem Sozialminister Manfred Lucha gesagt hatte:
"Wenn es nach mir ginge, könnte man das ehemalige Gefängnis "Fauler Pelz" in Heidelberg schnell ertüchtigen."
Dort, so Lucha weiter, könne man zeitweise rund 75 Maßregelvollzugs-Plätze schaffen. Im Maßregelvollzug sitzen Straftäter ein, die psychisch krank oder süchtig sind.
Strafvollzug Psychiatrie hinter Gittern – Wirken Therapien für Straftäter?
Lieber nicht zu früh entlassen. Weil Anstaltsleitungen einen Rückfall fürchten, sitzen psychisch kranke Straftäter oft länger im Maßregelvollzug als es eine Haftstrafe vorgesehen hätte.
Nähe zu Psychiatrischem Zentrum Nordbaden "würde Sinn machen"
Das Psychiatrische Zentrum Nordbaden (PZN) in Wiesloch (Rhein-Neckar-Kreis) befinde sich zudem ganz in der Nähe, "daher würde das Sinn machen", so Lucha in dem Interview. Dazu müssten aber Gespräche geführt werden. Für einen weiteren Standort sei man "ebenfalls noch in einem Suchlauf." Man befinde sich in einem "sehr frühen Planungsstadium und könne deshalb noch keine konkreten Details nennen", teilte das Ministerium dem SWR mit.
Platzmangel Grund für Überlegungen des Sozialministeriums
Derzeit säßen in Baden-Württemberg 120 psychisch kranke Häftlinge im (normalen) Gefängnis, weil im Maßregelvollzug Platzmangel herrsche. Gleichzeitig wies Lucha in dem Interview darauf hin, dass es in Maßregelvollzugseinrichtungen immer wieder zu Ausbrüchen komme. Zuletzt hatte ein Ausbruch in Weinsberg (Kreis Heilbronn) eine Debatte über die Sicherheit im Maßregelvollzug ausgelöst. Dabei war vier Insassen die Flucht gelungen.
Polizei Heilbronn: Drei Ausbrecher auf der Flucht
Eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Heilbronn sagte am Donnerstag dem SWR, es gebe keinen neuen Sachstand. Heißt: Ein Ausbrecher wurde am 24. September gefasst, die übrigen drei Männer seien weiter auf der Flucht. Die Fahndung laufe, man gehe auch Hinweisen weiter nach.
Heidelberger OB Würzner: "Besorgniserregende Nachricht"
Der Heidelberger Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos) teilte auf SWR-Anfrage mit, die Ankündigung Luchas komme überraschend und sei "für Heidelberg eine besorgniserregende Nachricht."
Stadt hoffte auf "attraktivere Nachnutzung durch das Land"
Die Stadt habe große Hoffnungen in eine "attraktivere Nachnutzung durch das Land" gesetzt. Es wäre, so Würzner, eine große Chance für die Altstadt gewesen, "dieses Areal zu öffnen und zu beleben." Ein Gefängnis bewirke das genaue Gegenteil. Einen Maßregelvollzug mit psychisch kranken Straftätern "halte ich mitten in der Altstadt für problematisch und es wirft zahlreiche Fragen auf. Sollte das realisiert werden, muss es aus meiner Sicht zwingend eine temporäre Lösung bleiben", so Würzner.