Landesweit war es eine klare Angelegenheit: Die Grünen holen den Wahlsieg, die CDU verliert weiter an Boden. Ein ähnliches Bild auch in den beiden Mannheimer Wahlkreisen I und II, wie die Vergleichsgrafiken der Wahlergebnisse zeigen.
Relativ schnell am Abend war dann auch klar: Die Grünen haben die ehemalige SPD-Hochburg im Mannheimer Norden erobert. Ihre Kandidatin Susanne Aschhoff erhielt bei der Landtagswahl am Sonntag 27,85 Prozent der Stimmen. Damit bekommt die Tierärztin das Direktmandat, das die AfD 2016 der SPD überraschend abgejagt hatte.
Die Genossen hatten das Direktmandat jahrzehntelang für sich gewonnen und vor fünf Jahren erstmals an einen relativ unbekannten Mitwerber aus der Landtagsfraktion verloren.
Das Wahlergebnis im Mannheimer Norden

SPD scheitert an den Grünen
Der SPD-Vizefraktionschef Stefan Fulst-Blei aus Mannheim hatte sich zum Ziel gesetzt, das von ihm 2011 erzielte Direktmandat im industriell geprägten Mannheimer Norden wieder zurückzuholen. Er holte für seine Partei 21,68 der Stimmen, etwas weniger als 2016 mit 22,2. Die AfD konnte an den 2016er Erfolg von 23 Prozent nicht mehr anschließen und kam mit 12,7 Prozent auf Platz vier.
Auf Platz drei landete die CDU mit 15,25 Prozent; sie verlor damit zwei Punkte. Auch im Wahlkreis Mannheim II haben die Grünen mit fast 36 Prozent die Nase vorn.
Auch Mannheimer Süden wird grün
Im Süden war die Sache schon früh klar: Die Grüne Elke Zimmer zieht mit 35 Prozent und deutlichem Vorsprung vor allen anderen in den Landtag ein.

Löbel-Affäre kostet CDU Stimmen
"Wir waren ja eigentlich der Meinung, es könnte sowas um die 27 Prozent werden. Aber ich denke, das ist der skandalträchtigen Situation der vergangenen eineinhalb Wochen geschuldet. Das müssen wir so akzeptieren. Es lag in der Luft."
Lennart Christ will Transparenz
Auch CDU-Kandidat Lennart Christ sagt, dass der Maskenskandal um Nikolas Löbel viele Wählerinnen und Wähler abgehalten habe, ihr Kreuz bei der CDU zu machen.

"Das Ergebnis ist wirklich ein schwerer Schlag. Wir müssen wieder Transparenz schaffen und den Bürgerinnen und Bürgern zeigen, dass solch ein Verhalten in der CDU keinen Platz hat."
"Katzenjammer bei der CDU in Mannheim"
Die CDU in Mannheim hat also arg zu kämpfen mit den Auswirkungen des Masken-Skandals. Das hat auch SWR-Reporterin Natalie Akbari beobachtet, die mit vielen Wahlbeteiligten gesprochen hat.
Landesweit bestes SPD-Ergebnis in Mannheim
Stefan Fulst-Blei und Boris Weirauch haben in Mannheim das für die SPD landesweit beste Ergebnis geholt.
Boris Weirauch hat schon am Wahlabend eine mögliche Regierungsumbildung im Sinn. Er plädiert für eine neue Koalition.
"Großer Schaden für die Demokratie"
Reinhold Weber von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg sieht die Rolle der Maskenaffäre des ehemaligen Mannheimer CDU-Bundestagsabgeordneten Löbel als entscheidend an. Das habe Stimmen gekostet. Wobei die zahlreiche Briefwähler den Abwärtstrend der CDU aufgehalten hätten:
"Ich glaube, sonst wäre das Gesamtergebnis der CDU noch schlechter ausgefallen. Wählerinnen und Wähler verleihen Macht auf Zeit, aber sie schenken auch Vertrauen auf Zeit. Es ist ein großer Schaden für die Demokratie."
Wahlkampf unter Pandemiebedingungen
Nicht nur in Mannheim war ein traditioneller Wahlkampf kaum möglich. Die Corona-Pandemie sorgte dafür, dass der Kontakt der Kandidatinnen und Kandidaten zu den Wählerinnen und Wählern oft nur virtuell stattfinden konnte. Ein Problem, das auch Mannheims OB Peter Kurz (SPD) erkannt hat.
"Es gab 2 Faktoren, die die Wahl in besonderer Weise geprägt haben. Zum einen die Pandemie, als politisch dominantes Thema, das aber nicht unbedingt die Wahl beeinflusst hat, aber alle anderen politischen Themen weg gedrängt hat. Und zweitens, einen Wahlkampf der Begegnungen nicht führen zu können (…) eine Einschränkung des Wahlkampfes, nicht so mobilisieren zu können. Das sind Eindrücke, die ich aus diesem Wahlkampf mitnehme. Für die Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer also eine deutliche Einschränkung."
Wahlbeteiligung leicht gesunken
Die Wahlbeteiligung in Mannheim lag bei 56,91 Prozent. Bei der Landtagswahl 2016 betrug sie 62,5 Prozent. Ein neuer Rekord wurde bei der Briefwahl aufgestellt: 60.078 Wählerinnen und Wähler hatten von der Möglichkeit zur Briefwahl Gebrauch gemacht. 2016 waren es 32.555.
Knapp 196.000 Wahlberechtigte waren in diesem Jahr im Wählendenvereichnis eingetragen. Rund 1.500 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer waren in 180 Wahlbezirken einschließlich 63 Briefwahlbezirken im Einsatz.
Alle detaillierten Ergebnisse der Landtagswahl finden Sie hier:
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