Wenn Eltern morgens ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, führt das häufig zu Verkehrschaos. So auch in Leimen. Jeden Morgen um Viertel vor acht stauen sich die Elterntaxis vor der Turmschule. Bei gut 460 Grundschülern kommt da einiges zusammen.
Extra Haltespur beschlossen
Der Verkehr sorgt nicht nur regelmäßig dafür, dass der Linienbus nicht mehr durchkommt, es kann auch für die Kleinen gefährlich werden, die zu Fuß oder per Rad in die Schule kommen. Deshalb haben Schule und Stadt beschlossen, eine Extra-Haltespur einzurichten, wo Papa oder Mama ihr Kind zügig verabschieden können. "Kiss and Ride" heißen solche Zonen in den USA. Inzwischen gibt es sie auch in Deuschland vor Schulen und Bahnhöfen.
Elternbeirat hat ehrenamtlich Hinweisschild organisiert
Das Verkehrsschild in Leimen, das auf die Kurzhaltezone hinweisen soll, trägt die Aufschrift Kuss und Tschüss. Es ist seit zwei Monaten fertig und müsste eigentlich nur noch aufgehängt werden. Eine Mutter, die Designerin ist, hat das Schild ehrenamtlich entworfen, Sponsoren haben dafür rund 800 Euro gegeben. Die Stadt musste nichts zahlen.
Gemeinderat bevorzugt Küss und Tschüss
Aber im Gemeinderat stößt die Übersetzung Kuss und Tschüss für Kiss and Ride auf wenig Begeisterung. Dort wollen die meisten "Küss und Tschüss" auf dem Plakat sehen, also mit Umlaut ü im Küss. Viele Gemeinderäte finden Küss und Tschüss besser, weil es sich reimt. Auch der Oberbürgermeister.
Die Rektorin der Turmschule, Angela Münch, hält wiederum die Inschrift Kuss und Tschüss für richtig. Die Grammatik müsse stimmen, weil das Schild vor der Schule stehen soll.
Die Haltespur ist jedenfalls noch nicht in Betrieb. Beim Elternbeirat sorgt das für Frust.
Dem Oberbürgermeister ist die Diskussion im Gemeinderat inzwischen ein bisschen peinlich. Die Gemeinderatssitzung habe ja fast schon prunksitzungsmäßige Züge gehabt, räumt er ein, die ü-Pünktchen seien fast zur Grundsatzentscheidung geworden.
Deshalb hat der OB jetzt signalisiert, das Schild in der "Kuss und Tschüss"-Form aufhängen zu lassen, möglichst noch vor den Sommerferien.