Kriminelles Lehrmaterial

Kunstfälschungen in der Heidelberger Universität

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In der Heidelberger Uni werden Kunstwerke von unschätzbarem Wert aufbewahrt. Der Haken: Es handelt sich um Fälschungen! Für die Wissenschaftler sind sie trotzdem von großem Wert.

Der Hochsicherheitstrakt der Heidelberger Universität ist mit Alarmanlagen gesichert – und das ist auch dringend nötig, denn dort befinden sich ganz besondere Kunstschätze.

Fast wie echt

KunsthistorikerinTina Öcal zeigt auf ein Gemälde von Lucas Cranach, oder besser gesagt: Ein Gemälde, das so aussieht, als hätte es der Meister selbst geschaffen. Hat er aber nicht. "Ein solches Kunstwerk", sagt sie, "wäre unbezahlbar".

Kunstfälschungen als Unterrichtsmaterial

Gleich nebenan befindet sich ein Landschaftsgemälde von Otto Modersohn, einem der Gründer der Künstlerkolonie Worpswede. Aber auch dieses Bild ist eine Fälschung. Für den Heidelberger Kunshistoriker Henry Keazor ist es trotzdem von unschätzbarem Wert – denn es dient ihm als Lehrmaterial.

"Es geht um Aufklärung, es geht darum, die Studierenden bereit zu machen für den Berufsalltag, wo sie immer wieder auf Fälschungen stoßen können."

Christian Schad „Frau in Aschaffenburg“ – Überprüfung im Seminar  FÄLSCHUNG  (Foto: SWR)
Auch ein gefälschtes Werk des Malers Christian Schad wird in der Uni aufbewahrt

Leihgaben aus Berlin

Alle Kunstfälschungen, die in der Heidelberger Universität gelagert werden, sind Leihgaben des Landeskriminalamts (LKA) in Berlin. Dort hat der Erste Kriminalhauptkommissar René Allonge in den vergangenen Jahren viele Kunstfälscher zur Strecke gebracht. Lange Zeit wurden die sichergestellten Fälschungen in der Asservatenkammer gelagert, aber mittlerweile ist der Platz dort ziemlich knapp geworden.

"Wir werden immer wieder an Kapazitätsgrenzen kommen und es stellt sich unweigerlich die Frage: Wohin mit diesen Arbeiten? Für uns ist da die Universität Heidelberg mit diesem Projekt eine sehr willkommene Lösung."

Tipps für künftige Kunstfälscher will Henry Keazor mit seinen Seminaren natürlich nicht geben. "Die Studierenden," sagt er, "sehen auf diese Art und Weise ja auch, wie schnell man ertappt werden kann - und dass man damit eigentlich nicht reich werden sollte."

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Von Henry Keazor

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