Konkret geht es um sechs Vorträge, die der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) im Rahmen des "Campus-Programms" bei der Bundesgartenschau im kommenden Jahr in Mannheim anbieten wollte. Diese habe man jetzt gestrichen, so der BUND. Wolfgang Schuy, Vorstandsmitglied des BUND-Kreisverbands Mannheim sagte dem SWR, konkret kritisiere er unter anderem die Umgestaltung der Feudenheimer Au. Die Trasse eines neuen Radschnellwegs dort sei zum Beispiel nicht wie zunächst geplant zehn Meter breit, sondern mit Randstreifen 20 Meter. Die Funktion des Bodens bleibe dadurch nachhaltig gestört.
Künstlicher See in Feudenheimer Au: Grundwasser auch für Bewässerung
Das Grundwasser unter der Feudenheimer Au werde zudem nicht nur zum Befüllen eines künstlichen BUGA-Sees verwendet, sondern auch für die Bewässerung der Grünanlagen im angrenzenden Spinelli-Gelände.
"Die Mengen an Grundwasser, die jetzt über mehrere Jahre hochgepumpt und entnommen werden müssen, sind für uns ein weiterer Grund, dass man hier nicht von einer nachhaltigen Bewirtschaftung sprechen kann."
BUGA 23 in Mannheim: Funktion als Frischluftschneise gefährdet
Die Funktion des Bundesgartenschaugeländes Spinelli am Rande des Stadtteils Feudenheim als Frischluftschneise für die Mannheimer Innenstadt sei durch die Wohnbebauung am Rande des Spinelli-Geländes beeinträchtigt, so Schuy im SWR. Wirtschaftliche Interessen und der Wohnungsbau seien "wichtiger gewesen als die Vorgaben des Klimagutachtens", das für diesen Bereich erstellt wurde, sagte Schuy weiter. Schuy räumte hingegen ein, "gut gelungen" sei die Entsiegelung der Böden auf dem früheren Militärgelände Spinelli.
BUND frühzeitig eingebunden gewesen
Wolfgang Schuy sagte im Interview mit dem SWR auch, dass der BUND frühzeitig in alle BUGA-Planungen eingebunden gewesen sei. In vielen Detailfragen habe der BUND auch Einfluss nehmen können. Zum Beispiel die Verlegung von Kleingärten im Landschaftsschutzgebiet Feudenheimer Au sei durch das Engagement des BUND verhindert worden. Größtenteils seien aber die ursprünglichen Planungen der BUGA-Gesellschaft durchgezogen worden.

Reaktion auf Kritik: BUGA 23-Gesellschaft bedauert BUND-Rückzug
Der Geschäftsführer der Bundesgartenschaugesellschaft, Michael Schnellbach, bedauerte in einer Stellungnahme am Donnerstag den Rückzug des BUND aus dem Campus-Vortragsprogramm.
"Die Kritik des BUND können wir nicht nachvollziehen, zumal sie sich überwiegend auf den Grünzug Nordost bezieht, den die Bundesgartenschaugesellschaft im Auftrag der Stadt, begründet auf einen mehrheitlich begründeten politischen Willen, umsetzt."
Schnellbach: Entsiegelung und Nachhaltigkeit
Schnellbach weist darauf hin, dass die BUGA nach Entsiegelung der Flächen auf dem Spinelli-Gelände keine neuen Gebäude errichtet habe. Außerdem würden Materialien wiederverwendet- beispielsweise die Dachpanele der U-Halle werde für Sichtschutzzäune verwendet, aus Betonböden würden Quader, die in der Feudenheimer Au zu einem Eidechsen-Biotop zusammengesetzt werden. Dies sei nachhaltig, so Schnellbach.
Haubenlerche "nicht mehr auf Spinelli-Gelände"
Zur Kritik um die geschützte Haubenlerche teilte Schnellbach mit, schon 2018 habe sich kein Paar der Haubenlerche mehr auf dem Spinelli-Gelände gefunden, die BUGA-Gesellschaft übernahm das Gelände aber erst 2020 und 2021.
"Ich glaube, dass unser gesamtes Team das Thema Nachhaltigkeit intensiv verfolgt und immer Möglichkeiten für nachhaltiges Handeln sucht. Deshalb freuen wir uns, dass eine Vielzahl anderer Naturschutzverbände und Initiativen die Chance der BUGA 23 gerne nutzen und intensiv mit uns zusammenarbeiten."
Verbindung zwischen BUND und BUGA-Team nicht gekappt
Laut Wolfgang Schuy vom BUND Mannheim seien die Verbindungen zwischen BUND und BUGA-Geschäftsführung nicht gekappt. Der BUND werde weiterhin an Planungsrunden teilnehmen. Die Absage beziehe sich nur auf die Beteiligung an dem Campus-Programm.