Martina Senghas (Foto: SWR, Gülay Keskin)

AWO-Ballett auf der BUGA 23 in Mannheim

Kommentar: "Es geht darum, dass wir beweglich bleiben im Kopf"

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Martina Senghas
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Ninja Degen
Bild Ninja Degen, SWR Studio Mannheim (Foto: SWR)

Aufregung um Kostüme tanzender Seniorinnen auf der Mannheimer BUGA. Das Gespür der BUGA war gut, der konkrete Umgang damit weniger, kommentiert SWR-Redakteurin Martina Senghas.

Was für eine Aufregung. Da hat die BUGA mit so viel Sonnenschein begonnen und dann gleich so ein Unwetter. Vorneweg: Die 17 Seniorinnen der AWO-Tanzgruppe haben es nicht verdient, dass sie auf diese Weise ins öffentliche Rampenlicht gezerrt wurden. Für viele der rund 60 bis 90-jährigen Frauen war das offenbar sehr belastend. Das hätte anders laufen sollen. Gleichzeitig bin ich der Meinung, dass die BUGA ein richtiges Gespür hatte. Allerdings nicht wirklich gut damit umgegangen ist.

Ja, ja, ich weiß schon: Jetzt regen sich gleich wieder manche auf. Darf man sich heutzutage nicht mal mehr verkleiden? Warum muss alles so umständlich sein? Wo bleibt denn da der Spaß?

Ich verstehe, dass viele Leute genervt sind. Ich finde die Diskussion um kulturelle Aneignung auch richtig anstrengend. Und was habe ich mich in meinem Leben schon verkleidet als Indianerin, Inderin und Japanerin und große Freude dabei gehabt. Trotzdem denke ich erstens, dass Dinge nicht immer so bleiben müssen wie sie sind. Und zweitens, dass es niemandem weh tut, noch mal kurz drüber nachzudenken, was wohin passt.

Alles eine Frage des Kontextes

Es ist eben sehr oft eine Frage des Kontextes. Was bei einer Bundesgartenschau passiert, ist nämlich etwas anderes als bei einer Vereinsfeier oder in einem Seniorenheim.

Und es ist ja eher erstaunlich, dass sich die BUGA-Verantwortlichen nicht viel früher um die Seniorinnentanzgruppe gekümmert haben. Man hat als Veranstalter eine Verantwortung für das, was auf der Bühne passiert, und für die, die auf der Bühne stehen. Sie hätten die Kostüme erst kurz vor dem geplanten Auftritt gesehen und daraufhin ihre Bedenken geäußert, heißt es von Seiten der BUGA. Kann schon sein, dass es zeitlich knapp war.

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Aber umso mehr hätte man doch in einen ruhigen und offenen Kontakt zu den Frauen gehen und gleich nach einer gemeinsamen Lösung suchen können. Kurzum: Nach außen wirkte das nicht sehr souverän.

Debatte über Klischees ist wichtig

Ich finde Klischees an sich gar nicht schlimm, aber finde es auch nicht schlimm, wenn jemand bestimmte Klischees nicht mag und ich mich dann damit auseinandersetzen muss. Ich kann mich daran erinnern, wie doof ich es als junge Frau im Ausland fand, wenn Deutsche permanent als Nazis dargestellt wurden und Leute es witzig fanden, wenn sie einen Hitlerton anschlugen. Fand ich oft nicht witzig, aber es kam zu spannenden und auch lustigen Gesprächen. Zum Beispiel über Klischees.

"Beweglich bleiben im Kopf" und unterschiedliche Meinungen zulassen

Und tatsächlich ist es so, dass ich am Ende ziemlich begeistert darüber bin, wie die Geschichte mit der Tanzrevue "Weltreise mit dem Traumschiff" auf der BUGA ausgegangen ist. Es wurde nämlich gestritten und geredet und ein Kompromiss gefunden. Die BUGA fand zuerst sechs Kostüme schwierig, nachgebessert wird aber nur bei dreien. Beide Seiten haben sich bewegt und es ist doch großartig, wenn Dinge so ausgehandelt werden.

Am Ende darf es übrigens weiterhin unterschiedliche Meinungen geben. Manche werden einige Kostüme dieser Tanzshow weiterhin schwierig finden und andere sich daran erfreuen. Ich finde, es geht darum, dass wir beweglich bleiben im Kopf und immer wieder neu lernen, wie wir uns so verhalten, dass wir gut miteinander auskommen. Alles andere ist Stillstand. Und damit kommen wir nicht weiter.

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