Jede Einschränkung kann auch eine Chance sein. Für die blinde Isabell Pfeufer aus Schriesheim (Rhein-Neckar-Kreis) heißt das konkret: Sie ertastet bei Frauen Brustkrebs. Im Idealfall rettet sie durch ihre besondere Art der Früherkennung Leben. Eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens daran, so die Deutsche Krebsgesellschaft. Das Risiko steige mit zunehmendem Alter.
Früherkennung unterstützen kann lebensrettend sein
Je früher die Krankheit erkannt werde, desto größer die Heilungschancen. Eine ganzheitliche Untersuchung durch eine Mammographie übernehmen die Krankenkassen erst ab dem 50. Lebensjahr. Schon viel früher möchte Isabell Pfeufer deshalb Frauen bei der Früherkennung helfen.
Geräuschlos, gerätelos und vor allem gründlich. Ganz sanft von Frau zu Frau tastet Isabell Pfeufer im Praxiszimmer die Brust einer Patientin ab. Für das systematische Abtasten lässt sie sich viel Zeit. Bis zu einer Stunde kann die Untersuchung dauern. Dieses Abtasten ist ein anerkannter Beruf. Die 36-Jährige ist Medizinisch-Taktile Untersucherin, kurz MTU.
Bösartige Tumore erstasten?
Die Tastspezialistin erspürt selbst kleinste Erhebungen mit ihren Fingerspitzen, sagt sie. Noch habe sie keine bösartigen Tumore ertastet, aber die versteckte Feuertaufe habe sie bestanden.
"Mir wurde am Anfang des Praktikums mal eine Patientin gegeben, die gutartige Befunde hatte, und diese Befunde habe ich dann ertastet."
Einige gesetzliche und alle privaten Krankenkassen übernehmen die Kosten der Tastuntersuchung. 45 Euro muss man selbst bezahlen, wenn die eigene gesetzliche Kasse die Kosten nicht übernimmt.
Einsätze in Praxen in Schriesheim und Mannheim
Tastexpertin Isabell Pfeufer untersucht derzeit in Frauenarztpraxen in Schriesheim und Mannheim-Seckenheim. In der Praxis Patientin zu sein, sei keine Voraussetzung, sagt Frauenärztin Kristiane Palm, die ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellt. Das Teamwork von Ärztin und MTU bietet den Frauen mehr Sicherheit und vor allem eine sanfte Alternative zur Mammographie.