IHK-Hauptgeschäftsführer Axel Nitschke

"Man schaut wieder positiv in die Zukunft"

Stand

Der von vielen Unternehmen in der Region befürchtete Konjunktureinbruch ist ausgeblieben. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der IHK Rhein-Neckar.

Viele Unternehmer in der Kurpfalz atmen auf: Der noch im vergangenen Herbst befürchtete Einbruch der Konjunktur ist ausgeblieben. Das geht aus der aktuellen IHK-Konjunktur-Umfrage hervor. Über die Ergebnisse haben wir mit Axel Nitschke gesprochen, dem Hauptgeschäftsführer der IHK Rhein-Neckar.

SWR Aktuell: Was sind die wichtigsten Gründe dafür, dass der erwartete Wirtschafts-Abschwung ausgeblieben ist?

Axel Nitschke: Vor wenigen Monaten gab es sehr viele Unsicherheiten für die Verbraucher und die Unternehmen. Ich erinnere da nur an das Thema Energiepreise und die Sorge, dass die Energieversorgung nicht gesichert ist, weil das Gas ausbleibt. In der Zwischenzeit hat sich viel getan. Das Weihnachtsgeschäft lief viel besser als erwartet und auch die Exporte sind positiv. Es hat deutliche Aufhellungszeichen gegeben. Die Unsicherheiten sind zwar nicht vom Tisch, aber sie werden doch deutlich verringert gespürt.

SWR Aktuell: Im Herbst war das Wehklagen bei vielen IHK-Mitgliedsunternehmen in der Region groß. Gehört das bei Handel und Industrie auch so ein bisschen dazu, dass man mit Blick auf die Zukunft erstmal eher pessimistisch ist?

Nitschke: Das ist nicht unsere Erfahrung. Dieses sorgenvolle Blicken nach vorne war in diesem Herbst besonders ausgeprägt. Ich glaube, das war nicht nur bei den Unternehmen so, sondern auch bei den Verbrauchern. Da kamen teilweise auch existenzielle Fragen auf: Wie wird das mit der Energieversorgung? Wie wird das mit der Gaslieferung? Wir wissen das ja selbst für unsere privaten Haushalte, dass uns diese Gedanken bewegt haben. Insofern denke ich, es war eine außergewöhnliche Situation, da hat sich jetzt vieles entspannt. Insofern ist der Blick jetzt auch wieder viel positiver. Nicht überschwänglich, aber man schaut wieder positiv in die Zukunft.

SWR Aktuell: Welche Betriebe und Unternehmen im Kammer-Bezirk sind denn besonders gut durch den Herbst und den Winter gekommen?

Nitschke: Sehr positiv zu vermerken sind die Exportindustrie, insbesondere die Unternehmen, die in Richtung Nordamerika liefern. Aus der Industrie sind es die verschiedensten Segmente. Da ist ja die Rhein-Neckar-Region zum Glück sehr vielfältig aufgestellt, so dass wir dort doch an vielen Ecken positive Zahlen haben über den Export. Die besten Zahlen gibt es natürlich nach wie vor im Dienstleistungsbereich: Ich nenne da mal an erster Stelle die IT-Wirtschaft, die Beratungsbranche, aber ganz erfreulich auch die Kreativ- und die Kulturwirtschaft. Die haben sich etwas aus dem Corona-Tal herausgearbeitet. Da gab es viel Nachholbedarf bei den Menschen. Das sind ganz positive Bereiche.

SWR Aktuell: Und jetzt die Kehrseite der Medaille: Wo drückt den Unternehmern mehr der Schuh: Bei den Energiekosten oder beim Fachkräftemangel?

Nitschke: Das sind die beiden Top-Themen, fast gleichauf. 65 Prozent der Unternehmen geben uns das als ihr größtes Risiko an; Mehrfachnennungen waren möglich, deshalb diese hohen Zahlen. Beide Themen beschäftigen die Unternehmen. Wenn sie aber fragen, wo der Schuh drückt, dann will ich nicht verhehlen, dass alles rund ums Bauen uns Sorgen macht - vielleicht gar nicht mal bezogen auf die aktuellen Monate, sondern vielmehr der Blick in die Zukunft. Es fehlen die Aufträge im Bausektor: Einfamilienhäuser, Wohnhäuser, Wohnungen  - da gibt's zurzeit einen Absturz an Planungen. Das merken die Unternehmen der Bauwirtschaft, aber es beginnen auch schon die Möbelhändler zu merken und auch die Dienstleister. Das wird also schon noch ein Thema werden im laufenden Jahr.

SWR Aktuell: Wie bewerten Sie die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen in den Unternehmen?  Gibt es da einen Trend?

Nitschke: Da hatten wir gewisse Sorgen im Herbst. Das war nicht so ausgeprägt wie die allgemeine Stimmungslage, aber trotzdem war das damals eher negativ für das Jahr 2023. Jetzt die erfreulichere Nachricht: Die Unternehmen mit Ausweitungsplänen und die Unternehmen mit Kürzungsplänen halten sich ungefähr die Waage. Wir sind jetzt für den Arbeitsmarkt 2023 wieder ganz zuversichtlich, dass er sich zumindest stabilisiert und gut hält.

Mehr Wirtschaftsthemen

Weingarten

Konjunktur in der Region Bodensee-Oberschwaben schwächt ab Unternehmen blicken skeptisch in die Zukunft

Die Unternehmen in der Region Bodensee-Oberschwaben blicken sorgenvoll in die Zukunft. Noch ist die Geschäftslage laut IHK-Konjunkturumfrage aber auf vergleichsweise gutem Niveau.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

Trier

Wirtschaft in der Region Trier in der Krise Historisches Tief in Konjunktur-Umfrage der IHK Trier

Die Betriebe in der Region Trier fürchten sich vor dem Winter wegen hoher beziehungsweise noch unbekannter Energiepreise. Die IHK Trier kritisiert die Bundespolitik scharf.

Am Nachmittag SWR4 Rheinland-Pfalz

Stand
AUTOR/IN
SWR