Wenig Geld, viel Potential

Heidelberger Völkerkundemuseum soll offenes Haus für alle werden

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Seit einem Jahr ist Alban von Stockhausen Direktor des Heidelberger Völkerkundemuseums. Sein Plan für die Zukunft: Das Haus soll ein Ort für die ganze Stadtgesellschaft sein.

Sein erstes Jahr in Heidelberg war geprägt vom Orientieren und Schauen. Das erste Fazit von Alban von Stockhausen nach dieser Einarbeitungszeit ist: Er hat von seiner Vorgängerin ein tolles Haus mit einem kleinen, aber hochmotivierten Team übernommen und es gibt unendlich viel zu tun.

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Alban vonm Stockhausen in der Ausstellung "Klangkörper" im Heidelberger Völkerkundemuseum

Geplant ist ein offenes Haus mit einem offenen Garten

Das Heidelberger Völkerkundemuseum ist einem der schönsten Hauser der Altstadt untergebracht, nämlich dem barocken Palais Weimar am Ende der Hauptstraße. Es verfügt unter anderem über einen lauschigen Garten mit Blick auf den Neckar. Von Stockhausens Plan ist, diesen Garten wieder von der Flussseite her zugänglich zu machen, vielleicht sogar mit einem gastronomischen Angebot. Insgesamt geht es ihm darum, das Haus für die ganze Stadtgesellschaft zu öffnen. Und das möchte er auch mit einem neuen Ausstellungskonzept erreichen.

Was am Ende dieses Prozesses stehen sollte, ist ein offenes Haus. Mit einem Angebot für Familien und für die Schulen und für eigentlich die ganze Breite der Gesellschaft.

Audio-Guides mit unterschiedlichen Menschen aus Heidelberg

Einer der Pläne des neuen Direktors ist, ein sogenanntes Schau-Depot einzurichten. Das heißt, er möchte Objekte in einem Raum präsentieren, ohne dass ein ausgeklügeltes Ausstellungskonzept dahintersteckt. Dafür möchte er Menschen aus der Stadtgesellschaft bitten, von ihrem Blick auf diese Dinge zu erzählen und daraus dann Audio-Guides machen.

Das können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen sein, es können aber auch Musiker oder Künstlerinnen sein. Oder Geflüchtete. Welche Geschichten kommen einem Asylsuchenden aus Syrien in den Sinn, wenn er eine orientalische Teekanne sieht? Welche einer Modedesignerin, wenn sie Batikstoffe aus Asien betrachtet?

Ausstellung über Tiere im Kulturvergleich

Es soll aber auch Ausstellungen geben, die das Museumsteam erarbeitet. Voraussichtlich im Sommer wird eine Schau über Tiere im Kulturvergleich eröffnet. Welche Symbolik und Bedeutung haben Tiere in anderen Kulturen? Wo gibt es verbindende Elemente und wo Unterschiede? Das sind die Fragen, um die es gehen soll.

Auseinandersetzung mit der Geschichte des Hauses

Daneben wird das Museum weiterhin Themen verfolgen, die das Haus schon eine ganze Weile beschäftigen. Das ist zum einen die Provenienzforschung. Das heißt, es soll herausgefunden werden, welche Objekte unter fraglichen Umständen in den Besitz des Museums gelangten.

Außerdem geht es auch immer wieder um die sehr besondere Geschichte der seit 1919 bestehenden Einrichtung. Den Grundstein des Völkerkundemuseums legte nämlich das jüdischen Stifterehepaar Victor und Leontine Goldschmidt. Die Vereinnahmung ihrer Stiftung - der sogenannten Von-Portheim-Stiftung - durch die Nazis hat viele Wunden geschlagen. Unter von Stockhausens Vorgängerin Margareta Pavaloi wurde diese Geschichte zwar schon weitgehend aufgearbeitet, aber sie wird auch den neuen Direktor weiterbeschäftigen.

Nicht zuletzt inhaltlich. Ihn fasziniert insbesondere, welche Idee der Sammlung in Heidelberg zugrunde liegt. Victor Goldschmidt war Kristallograph. Sein Interesse am fremden Kulturen war von der Idee geprägt, dass es Elemente gibt, die alle Kulturen miteinander verbinden. Alban von Stockhausen möchte diese Idee des Verbindenden gerne wieder mehr in den Vordergrund rücken. Ohne dabei aus den Augen zu verlieren, dass ethnographische Sammlungen oft im Kontext kolonialer und rassistischer Vorstellungen zusammengetragen wurden.

Sanierung des Hauses kostet Millionen

Eine der größten Herausforderungen, die sich im Heidelberger Völkerkundemuseum stellen, ist die Sanierung des barocken Stadtpalais. Weil die Einrichtung seit Jahren chronisch unterfinanziert ist, hat sich einiges aufgestaut. Teile des Gebäudes sind marode, die Depotflächen für die 40.000 Museumsobjekte sind zu klein und entsprechen nicht mehr den Standards. Es müsse sehr viel getan werden, so Alban von Stockhausen. Woher die benötigten Millionen Euro kommen sollen, kann er noch nicht sagen. Sein Team sei am Anträge-schreiben. Ansonsten bleibt die Hoffnung auf die Unterstützung aus der Stadtgesellschaft.

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