Heidelberger Studierende sparen Energie obwohl sie knapp bei Kasse sind (Foto: SWR)

Energiekrise, Inflation, Ukraine-Krieg 

Wettbewerb: Studierende in Heidelberg sparen sich durch den Winter 

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Susanne Bessler, Gabriela Becker-Jahn

In diesem Wintersemester heißt es für 1.000 Studierende in 15 Wohnheimen des Studierendenwerks Heidelberg: Heizung runter, nur kurz duschen und Fenster zu.

Die Challenge: Studierende sollen Strom und Energie sparen. Allerdings nicht, um den eigenen Geldbeutel zu entlasten. Denn in den Wohnheimen des Heidelberger Studierendenwerkes zahlen alle Warmmiete. Sie machen das fürs Klima und die Versorgungssicherheit angesichts des Ukraine-Krieges. Und dafür, dass die Mieten im nächsten Jahr nicht hochgehen. Deshalb richtet das Studierendenwerk Heidelberg diesen Wettbewerb aus. Mit dabei beim Wettbewerb sind auch drei Studenten aus der Ukraine.

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Wohnheim-Party für die Sieger 

Eigentlich sollte das für die "Fridays-for-Future" Generation kein Problem sein. Klimaschutz ist Ehrensache. Doch sind sie bereit für den guten Zweck zu frieren, ihren Komfort einzuschränken, im Dunkeln zu sitzen? Weil das Ganze trotzdem Spaß machen soll, gewinnt das Wohnheim, das nach drei Monaten am wenigsten Energie und Gas verbraucht hat, eine große Wohnheim-Party – ausgerichtet vom Studierendenwerk Heidelberg. 

Mehr als nur ein Wettbewerb

Den Teilnehmern des Wettbewerbs geht es aber nicht in erster Linie darum, zu gewinnen, sondern um das Energiesparen selbst - der Umwelt und dem Geldbeutel zuliebe. Viele Studenten machen sich deshalb zum Beispiel auch Gedanken darüber, wie sie über Weihnachten kostengünstig und umweltfreundlich zu ihren Familien nach Hause kommen.

Diese vier Wohngemeinschaften begleitet der SWR 

Insgesamt beteiligen sich über 300 Wohngemeinschaften des Studierendenwerks Heidelberg. Der SWR begleitet vier davon durch diesen Winter. Dabei wird gezeigt, wie die Studis Energie sparen. Wir wollen von den Studenten außerdem wissen, wie sie durch diesen Winter 2022 kommen - angesichts der Inflation und steigender Preise.

Die Zweitfamilie

Destiny, Leon, Gina und Céline leben in einer Wohngemeinschaft des Heidelberger Studierendenwerks und müssen alle neben dem Studium arbeiten, weil ihnen sonst das Geld zum Leben nicht reicht. Einige bekommen auch Bafög. Bis auf Destiny, die Chemie studiert, haben alle die Fächer Germanistik und Geschichte gewählt.  

"Ohne Nebenjob und Unterstützung der Eltern könnten wir uns auch die günstige Miete beim Studierendenwerk nicht leisten."

Die WG ist für sie ein bisschen wie eine zweite Familie. Und sie wollen gemeinsam die Energiespar-Challenge gewinnen. 

Die ukrainischen Brüder 

Energie sparen war für die drei Brüder Artem, Vladyslav und Yaroslav aus der Ukraine schon in ihrer Heimat ein Thema (Foto: SWR)
Energie sparen war für die drei Brüder Artem, Vladyslav und Yaroslav aus der Ukraine schon in ihrer Heimat ein Thema

Artem, Vladyslav und Yaroslav sind im Juni aus der Ukraine geflüchtet, weil ihre Heimatstadt nördlich von Kiew von den russischen Truppen fast komplett zerstört wurde. Die Zwillinge und ihr großer Bruder haben Wirtschaft und Informatik studiert, ihr Vater kämpft in der Ukraine. Zurzeit machen sie einen Deutschkurs, um dann hier weiter studieren zu können.  

"Wir gewinnen diesen Krieg. Auch in der Dunkelheit."

Energiesparen war für sie in ihrer Heimat auch schon Thema. Aber jetzt sehen sie natürlich auch die politische Bedeutung, die das Energiesparen für den Krieg in ihrem Land hat.  

Die Umweltaktivistinnen 

In ihrer kleinen WG versuchen Ella und Rio so viel Energie wie möglich zu sparen. (Foto: SWR)
Ella und Rio sind Expertinnen in Sachen Klimaschutz und Energiesparen.

Rio und Ella studieren Archäologie und Jura. Sie sind überzeugte Umweltschützerinnen und tun alles, um den Planeten nicht noch zusätzlich zu belasten. Doch mit kleinem Geldbeutel ist das gar nicht so leicht. Und sie machen sich Sorgen: um den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft und um ihre Zukunft - angesichts von Krieg und Klimakrise.  

"Jeder Einzelne kann etwas tun, um Energie zu sparen. Doch man darf das Klimaproblem nicht einfach auf die Bevölkerung abwälzen. Auch die Wirtschaft muss ihren Teil tun."

Die Lehrerinnen  

Für die angehenden Lehrerinnen Katja und Leonie ist Umweltschutz selbstverständlich  (Foto: SWR)
Für die angehenden Lehrerinnen Katja und Leonie ist Umweltschutz selbstverständlich

Katja und Leonie studieren an der Pädagogischen Hochschule Geographie für das Realschul-Lehramt. Die beiden Freundinnen wohnen seit September endlich gemeinsam in einer Wohngemeinschaft. Die ist der Treffpunkt für alle Kommilitonen. Bei ihnen wird gekocht, gespielt, gefeiert und diskutiert.  

"Ich arbeite in einem Hofladen, da stellen wir auch immer die Lebensmittel, die sich nicht verkauft haben, kostenlos für Menschen mit wenig Geld zur Verfügung." 

Umweltschutz ist für sie selbstverständlich. Sie wollen Energie sparen, um die Mieten in den Wohnheimen für nachfolgende Studentengenerationen niedrig zu halten. Aber gewinnen wollen sie natürlich auch! 

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