Eine Straßenbahn-Haltestelle in Heidelberg (Foto: SWR, picture alliance/dpa | Uwe Anspach)

Auswertung eines Verkehrsversuchs

Weniger Autoverkehr durch kostenlosen ÖPNV in Heidelberg

Stand

An vier Samstagen im März und April konnten die Busse und Bahnen in Heidelberg kostenlos genutzt werden. Das Ergebnis: Der Autoverkehr ist an diesen Tagen spürbar gesunken.

Schon die erste Auswertung im Frühjahr hatte gezeigt, dass der Verkehrs-Versuch bei den Fahrgästen gut ankam: An den vier Gratis-Samstagen lag die Auslastung nach Angaben der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) um rund 15 Prozent höher als an einem gewöhnlichen Samstag. Das sagte aber nichts darüber aus, inwieweit sich das Experiment auf andere Verkehrsmittel ausgewirkt hat - und genau das hat jetzt das Heidelberger Amt für Verkehrsmanagement untersucht.

Pkw-Verkehr um acht Prozent zurückgegangen

Demnach wurden die Daten von 13 Kameras ausgewertet, die vor allem an Hauptverkehrsstraßen installiert sind. Dabei zeigte sich laut Stadt, dass die Pkw-Frequenz an den vier Gratis-Samstagen im Durchschnitt um rund acht Prozent gefallen ist - verglichen mit den beiden Samstagen vor und nach der Aktion.

Eine Straßenbahn der Linie 26 in Heidelberg-Kirchheim.  (Foto: IMAGO, IMAGO / foto2press)
Die Stadt Heidelberg sieht in einem kostenlosen ÖPNV für bestimmte Gruppen eine Zukunftsperspektive

ÖPNV-Steigerung von bis zu 23 Prozent

Die Stadt schließt daraus, dass es zu einem Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn gekommen ist. Besonders deutlich habe sich das bei der "Langen Einkaufsnacht" am 9. April gezeigt. An diesem Tag verzeichnete man nach städtischen Angaben ein niedrigeres Pkw-Aufkommen - und gleichzeitig eine hohe Auslastung des ÖPNV: Hier stieg die Zahl der Fahrgäste gegenüber einem normalen Samstag um ganze 23 Prozent. Insgesamt seien an jedem Gratis-Samstag durchschnittlich etwa 10.000 Fahrgäste hinzugewonnen worden, heißt es.

Keine Verkehrsberuhigung in den Seitenstraßen

Jenseits der Hauptverkehrsachsen konnte laut Stadt allerdings keine Abnahme des Autoverkehrs festgestellt werden. Das führt das Amt für Verkehrsmanagement aber darauf zurück, dass der motorisierte Individualverkehr innerhalb des Stadtgebiets ohnehin gering ist. Laut einer Studie legen rund 80 Prozent der Heidelberger innerstädtische Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV zurück.

Radverkehr an Test-Samstagen geringer

Nach Angaben der Stadt war das Radverkehrsaufkommen an den vier Gratis-Samstagen übrigens geringer als sonst: An den 34 Zählstellen im Stadtgebiet wurde eine Abnahme der Radverkehrsmengen um rund acht Prozent beobachtet. Grund dafür könnten laut Verkehrsmanagement die Witterungsverhältnisse gewesen sein: An zweien der vier Aktionstage herrschte in Heidelberg eine Temperatur von unter fünf Grad - mit Schneefall und Regen.

140.000 Euro vom Gemeinderat

Für die vier Heidelberger Gratis-Samstage hatte der Gemeinderat Anfang des Jahres insgesamt 140.000 Euro genehmigt. Die Stadt Plant nach Vorbild ihrer französischen Partnerstadt Montpellier einen kostenlosen Nahverkehr in mehreren Stufen einzuführen. Die Verwaltung hat dem Umweltausschuss des Gemeinderats vorgeschlagen, den ÖPNV ab Herbst für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren generell kostenlos anzubieten - und für Menschen ab 60 Jahren ein Jahresticket für 365 Euro einzuführen. Bevor der Ausschuss darüber entscheidet, sollen aber zunächst weitere Varianten berechnet werden, heißt es von der Stadt.

Stand
AUTOR/IN
SWR