Blick auf Neckar, Alte Brücke und Schloss in Heidelberg (Foto: SWR)

Fraktionen stören sich an nicht abgestimmter Kommunikation

Heidelberg will Kulturhauptstadt werden: Kritik an "Alleingang" Würzners

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Die Stadt Heidelberg will Europäische Kulturhauptstadt werden. Die Stadtspitze hat dafür bereits eine Stabsstelle im Rathaus geschaffen. Daran gibt es jetzt Kritik.

Die Ankündigung von Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos), für die Bewerbung als Europäische Kulturhauptstadt eine eigene Stabsstelle einzurichten, stößt bei Mitgliedern des Gemeinderats auf Kritik. Die Stabsstelle besetzt die Stadt nach eigenen Angaben mit Peter Spuhler. Spuhler war zwischen 2005 und 2011 Intendant des Theaters und Orchesters der Stadt Heidelberg und leitete unter anderem die bauliche Generalsanierung des Theaters ein. Die Personalie hatte Würzner am Montag bekannt gegeben.

17.07.2020, Baden-Württemberg, Karlsruhe: Peter Spuhler, Generalintendant des Badischen Staatstheaters, aufgenommen nach einer Verwaltungsratssitzung des Theaters. Spuhler war wegen seines Führungsstils in die Kritik geraten. Auf der Sitzung wurde darüber gesprochen. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/Uli Deck/dpa)
Peter Spuhler soll "Beauftragter für die Bewerbung Europäische Kulturhauptstadt" in Heidelberg werden

Spuhlers Stabsstelle soll laut Stadt "ab sofort" im Dezernat des Oberbürgermeisters eingerichtet werden - offizielle Bezeichnung: "Beauftragter für die Bewerbung Europäische Kulturhauptstadt". Mehrere Fraktionen im Heidelberger Gemeinderat stoßen sich jetzt daran.

SPD Heidelberg: "Ungläubiges Kopfschütteln"

Die Heidelberger SPD teilte mit, angesichts der angespannten Personalsituation in den städtischen Ämtern könne man "nur ungläubig den Kopf schütteln über das Ansinnen des Oberbürgermeisters, ein neues Prestigeprojekt `Kulturhauptstadt Heidelberg` auszurufen und gleich mit zusätzlicher Stelle und Finanzmitteln auszustatten."

Eckart Würzner, Heidelberger Oberbürgermeister (Foto: IMAGO, IMAGO / Future Image)
In der Kritik: Der Heidelberger Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos)

"Das muss sich für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung wie ein Schlag ins Gesicht anfühlen, die seit Jahren um Stellen kämpfen und diese nicht bewilligt bekommen."

Ähnlich deutlich klingt die Kritik, die Bündnis90/Grüne, die Grün-Alternative Liste (GAL), die Linke, die Bunte Linke und die Stadträte Waseem Butt (HiB - Heidelberg in Bewegung) und Björn Leuzinger (Die Partei) am Mittwoch in einer gemeinsamen Mitteilung kundgetan haben.

Rathaus Heidelberg: Wer wird Oberbürgermeister? (Foto: SWR)
Das Rathaus in der Heidelberger Altstadt

Kritik an Oberbürgermeister Würzner: "Unabgesprochener Alleingang"

In der Mitteilung ist die Rede von einem "unabgesprochenen Alleingang" des Oberbürgermeisters. Damit habe er dem Projekt "keinen guten Start" beschert. Dabei sei die Bewerbung um den Status einer europäischen Kulturhauptstadt an sich nicht schlecht: "Das Ziel, die Heidelberger Kultur und ihre Akteure zu stärken, besser auszustatten und international sichtbarer zu machen, teilen wir." Ob die Heidelberger Kulturschaffenden tatsächlich davon profitieren können, müsse sich jedoch erst zeigen, wenn mehr Details feststünden.

"Wir kritisieren, dass dies bisher nicht der Fall ist und der Gemeinderat stattdessen über eine Pressemitteilung von der geplanten Umsetzung des Vorhabens und der Personalentscheidung erfahren hat."

Heidelberger Grüne sprechen von "Schnellschuss"

Es wäre für die Stadtspitze genug Zeit gewesen, heißt es in der Mitteilung weiter, "die zuständigen Gremien einzubeziehen" und die Besetzung des Kulturdezernats abzuwarten. "Ein solcher Schnellschuss zum jetzigen Zeitpunkt ist kein guter Stil und eine relevante Belastung für das Projekt."

Bewerbung als Europäische Kulturhauptstadt: Zustimmung von der CDU

Von der Heidelberger CDU gab es grundsätzliche Zustimmung für die Bewerbung, allerdings brauche man noch Informationen über die Kosten, die damit verbunden seien. Dass eine deutsche Stadt Europäische Kulturhauptstadt werden kann, ist frühestens wieder ab 2034 möglich.

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