Das Gutachten hat der Historiker Frank Engehausen von der Universität Heidelberg verfasst. Die Stadt hatte ihn beauftragt, die NS-Vergangenheit des 1965 verstorbenen Politikers Carl Neinhaus zu untersuchen.
Fragwürdige Vergangenheit
Neinhaus war seit 1928 Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg, trat 1933 in die NSDAP ein und blieb bis 1945 Stadtoberhaupt. Bei Kriegsende wurde Neinhaus aus dem Amt entfernt, aber 1952 wieder zum Oberbürgermeister von Heidelberg gewählt.
Der Historiker Professor Frank Engehausen sieht "keinen Anlass, die NS-Karriere von Oberbürgermeister Neinhaus zu skandalisieren“. Dessen Opportunismus sei ein Massenphänomen, ohne dass die NS-Herrschaft nicht hätte aufrechterhalten werden können.
"Carl Neinhaus war (...) ein politischer Opportunist, der die nationalsozialistische Machtübernahme als Chance sah und nutzte, seine eigenen kommunalpolitischen Handlungsspielräume nicht nur zu bewahren, sondern gegebenenfalls zu erweitern."
Gemeinderat entscheidet über Ehrengrab
Das Gutachten wird am kommenden Mittwoch im Heidelberger Haupt- und Finanzausschuss diskutiert. Es ist vollständig hier zu finden.

"Eine Entscheidung, sein Grab aus der städtischen Pflege als Ehrengrab herauszunehmen, würde ausdrücken, dass Person und Amtsführung des Oberbürgermeisters in der Zeit des Nationalsozialismus heute sehr kritisch beurteilt werden."
Der Gemeinderat soll am 10. Februar entscheiden, ob dem Grab von Neinhaus der Status eines städtischen Ehrengrabes entzogen wird.