In der Gastronomie werden dringend Mitarbeiter gesucht (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jens Büttner)

Folge der Corona-Krise

Gastronomie im Neckar-Odenwald-Kreis leidet unter Personalmangel

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Der Lockdown hat die Gastronomie schwer getroffen, und jetzt leiden die Gastwirte unter akutem Personalmangel – besonders im Neckar-Odenwald-Kreis ist das deutlich zu spüren.

Während der Corona-Zwangspausen haben sich viele ehemalige Gastronomie-Mitarbeiter neue Jobs gesucht - und haben nicht vor, in ihren alten Beruf zurückzukehren. Vor allem im ländlichen Raum ist die Situation nach Angaben des Deutschen Hotel und Gaststättenverbands (DEHOGA) mittlerweile dramatisch. Die Folgen für die Gastwirte sind nicht zu übersehen: Mehr Ruhetage, kürzere Öffnungszeiten – und weniger Geld in der Kasse.

Viel Arbeit, wenig Personal

Kurt Meidel ist eigentlich ein optimistischer und immer gut gelaunter Mensch, aber zurzeit sieht der Wirt vom Gasthof Linde in Walldürn-Gerolzahn ziemlich blass aus. "Zu wenig Schlaf, zu viel Arbeit", sagt er. Und das, obwohl das Arbeitspensum eigentlich gleich geblieben ist – er hat nur weniger Mitarbeiter als vor der Corona-Krise.

"Im vergangenen April haben wir eine Putzfrau entlassen müssen, weil einfach keine Arbeit mehr für sie da war. Dann hat uns eine weitere Mitarbeiterin verlassen, die jetzt Vollzeit in der  Industrie arbeitet. Die habe ich immerhin noch überzeugen können, bei uns auf 450 Euro-Basis auszuhelfen."

Statt bisher 160 Stunden kommt diese Mitarbeiterin jetzt nur noch 40 Stunden, aber neue Leute zu suchen gestaltet sich schwierig.

Bewerber wollen nicht abends arbeiten

Kurt Meidel hat schon mehrere Versuche gestartet, neue Leute zu finden, aber bislang blieben seine Bemühungen ohne Erfolg.

Anwerbeversuche über das Internet

Auch Gastronomin Karin Jaegle vom Hotel Restaurant Prinz Carl in Buchen leidet unter Personalnot. Bei ihr sind zurzeit gleich vier Stellen zu besetzen – aber auch sie findet niemanden. Auch über Facebook, Instagram und ihre eigene Website hat sie es schon versucht. Aber niemand meldet sich. Jaegle vermutet, dass viele in der Corona-Zeit gemerkt haben, dass man sein Geld genauso gut woanders verdienen kann – und das ganz ohne Abend- und Wochenendarbeit.

Keine studentischen Aushilfen

Für Kurt Meidel ist klar, dass sich dringend etwas ändern muss. Wenn die Personalsituation so bleibt, sagt er, könne man das in Zukunft vermutlich nur noch mit kürzeren Öffnungszeiten auffangen, denn neue Leute zu finden, ist auf dem Land besonders schwer. In größeren Städten könnten die Gastronomen wenigstens auf Studenten oder Jugendliche zurückgreifen – aber das sei auf dem Land keine Option.

"Wir sind hier in einem Dorf mit 120 Einwohnern, da gibt’s kaum Studenten - und die öffentlichen Verkehrsmittel fahren zu den Zeiten nicht, wenn wir unsere Dienste haben. Abends bis 22 oder 23 Uhr. Die Leute müssen dann privat organisieren, wie sie hier herkommen oder die Eltern müssen die fahren."

Eine Lösung ist nicht in Sicht. In der Linde in Gerolzahn muss jetzt ständig die ganze Familie mit anpacken – und im Prinz Carl in Buchen müssen die verbliebenen Mitarbeiter die vier unbesetzten Stellen irgendwie auffangen. "Das ist doch kein Dauerzustand", sagt Karin Jaegle resigniert. "Da sind doch die nächsten Probleme schon vorprogrammiert."

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