Die Nacht vom 14. auf den 15. Juli vor einem Jahr werden die Menschen im rheinland-pfälzischen Ahrtal wohl nicht so bald vergessen. Die verheerende Flutkatastrophe kostete viele ihr Hab und Gut und das Dach über dem Kopf. Mehr als 180 Menschen starben. Die Not der Betroffenen löste in ganz Deutschland eine Welle der Hilfsbereitschaft aus.
Anpacken statt zuschauen
Brummifahrer Joe Herrmann aus Plankstadt (Rhein-Neckar-Kreis) hat die "Ahrschipper" gegründet. Als die Flut vor einem Jahr das romantische Ahrtal unter sich begrub, wollte er nicht einfach zusehen. Er überredete seinen Chef, dass er mit seinem Truck gespendete Hilfsgüter ins Katastrophegebiet bringen durfte. Seitdem lassen ihn die Bilder von damals nicht mehr los.
Kernteam besteht aus 30 Helfern
Am Anfang sind sie mit einem großen Reisebus ins Ahrtal gefahren, so viele Helfer waren es. Inzwischen sind die Ahrschipper ein Kernteam aus 30 Leuten, die wechselnd alle zwei Wochen losfahren. Sie kommen aus Plankstadt und Umgebung und sind zwischen 18 und 70 Jahren alt. Sie sind aber keine Handwerker, sondern Sekretärinnen, Sachbearbeiter, Rentner und auch ein Geflüchteter aus Afghanistan.
Spuren der Flut in Mayschoß noch immer sichtbar
Drei Stunden Fahrt sind es ins ehemalige Katastrophengebiet - nach Mayschoß. Früher war es ein idyllisches Touristen-Örtchen direkt an der Ahr. Aber auch ein Jahr später, prägen die Spuren der Flut noch immer das Straßenbild. Kaum ein Erdgeschoss ist hier schon wieder bewohnbar. Direkt an der Ahr steht ein Kreuz auf einem freien Platz: An dieser Stelle stand früher einmal ein Haus. Die Besitzerin überlebte die Flut nicht. Fünf weitere Menschen kamen in Mayschoß ums Leben.
Mayschoß will sich wieder für Touristen attraktiv machen
Diesmal sollen die Ahrschipper im Hotel Lochmühle in Mayschoß Wände herausreißen. Hier haben sie schon oft mit angepackt. Das Hotel war mal die erste Adresse im Ort. Jetzt muss das Haus komplett entkernt werden. Bald sollen hier wieder Touristen einkehren, damit wieder Leben und Geld in den Ort kommen. Mit dem Bürgermeister von Mayschoß sind die "Ahrschipper" inzwischen per du.
Die Arbeit ist anstrengend, aber das macht den "Ahrschippern" nichts aus. Auf der Sonnenterrasse des Hotels haben sie sich für den Arbeitstag schon häuslich eingerichtet. Verpflegen müssen sie sich selbst. Doch die Freude am Helfen treibt sie an.
Und wenn irgendwann alles wieder steht, dann wollen die "Ahrschipper" auch mal als Touristen nach Mayschoß kommen.