Beruflich hat Bernadette Martini für das neue Jahr nur einen Vorsatz. Er lautet: Sparen, sparen, sparen. Auf die Herausforderungen 2023 blickt die Chefin im Hotel-Restaurant Lamm in Mosbach (Neckar-Odenwald-Kreis) mit großer Sorge: Die Kosten erhöhen sich auf breiter Front, für Lebensmittel, für Personal, für Energie.
"Unser Gaspreis verdoppelt sich nur", sagt Martini und setzt das Wort "nur" in hörbare Anführungszeichen. Für die Kilowattstunde Strom wird die Hotelfachfrau zukünftig fast das Sechsfache des bisherigen Preises zahlen müssen.
"Das einfache Schnitzel für über 20 Euro? Völlig illusorisch!"
"Außerdem haben auch unsere Lieferanten gestiegene Kosten und reichen das an uns weiter, da zahlen wir also nochmal", sagt Martini, die auch zweite Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA im Neckar-Odenwald-Kreis ist.
Hohe Ausgaben lassen sich kaum auf die Gäste umlegen
In einem Hotel wie dem "Lamm" werden im Jahr deutlich mehr als 100.000 Kilowattstunden Strom verbraucht. Wenn sich die Kosten pro Kilowattstunde versechsfachen, kann einem Hotelbetreiber oder Gastwirt schon mal schwarz vor Augen werden. Das Schnitzel, derzeit bei 14 Euro, müsste demnächst mindestens 20 Euro kosten, um die Preissteigerungen abfangen zu können. Für Martini ist das undenkbar.
"Die Regeln der Strompreisbremse sind realitätsfern."
Auch die Strompreisbremse der Bundesregierung hilft da wenig, denn ihr wird der Stromverbrauch des Jahres 2021 zugrunde gelegt. Beradette Martini hält das für falsch, denn 2021 waren die Betriebe im Frühjahr im Lockdown und in der zweiten Jahreshälfte nur sehr eingeschränkt geöffnet. "Der Stromverbrauch war also überhaupt nicht zu vergleichen mit einem normalen Jahr", so Martini. Hier müsse die Politik dringend nachbessern.
Energie wird seit Jahren gespart
Seit Jahren hat Martini das Haus schon auf energiesparende Geräte und Systeme umgestellt, aber an vielen Ecken kann nicht weiter gespart werden. Lebensmittel müssen gekühlt werden, egal ob zwei oder 100 Gäste am Abend zum Essen kommen. Die Gasherde müssen laufen, die Lüftung auch. "Ansonsten müssen wir darauf bauen, dass auch unsere Übernachtungsgäste verantwortungsvoll mit Energie umgehen", sagt Martini.
Gastwirte schätzen Lage möglicherweise falsch ein
Während der Corona-Jahre waren Bernadette Martini und auch die Geschäftsstelle des Hotel- und Gaststättenverbands in Heidelberg die Anlaufstelle für besorgte Kollegen, das Telefon stand über Monate kaum still. Und jetzt? "Wir bekommen so gut wie keine Anfragen von Hoteliers oder Gastronomen aus dem Verband", berichtet Bernadette Martini. Ihre große Sorge: "Die Betriebe wissen entweder noch nicht, was da auf sie zukommt, oder sie haben resigniert."