Die Historikerin will mit ihrer Arbeit herausfinden, wie die Mannheimer Stadtgesellschaft während der NS-Zeit und danach damit umgegangen ist.
"Nach meinen Recherchen wurden mindestens 1.040 Männer, Frauen und Kinder aus Mannheim im System der Euthanasie ermordet."
Einzelne Schicksale stehen für viele
Lea Oberländer schildert exemplarisch Schicksale, wie das des fünfjährigen Mädchens Doris Ueberrhein. Das Mannheimer Stadtjugendamt entzog das Kind den Eltern, weil sie mit dem geistig behinderten Mädchen überfordert gewesen seien. Doris kam 1940 in die Anstalt nach Wiesloch. Im Juli 1941 wurde sie mit einer Dosis Luminal vergiftet. Als offizielle Todesursache wurden Kreislaufschwäche und Gehirnödem notiert.
Nicht-Wissen war einfach
Die NS-Euthanasie war geheim. Aber wenn man ein bisschen gegraben hätte, hätte man etwas herausfinden können, sagt Lea Oberländer.
"Man hat es den Menschen leicht gemacht, nichts zu wissen."
Das System funktionierte auch in den Fällen, in denen Mannheimer Familien alles versuchten, um ihre Angehörigen aus der Wieslocher Anstalt herauszuholen - wie der verzweifelte Ehemann von Luise Dörsam.
"Ich richte hiermit erneut die Bitte an Sie, mir doch zu gestatten, meine Frau nach Hause zu holen. […] Ich bin überzeugt davon, dass es mir gelingt, gerade jetzt in den Sommermonaten, sie wieder etwas lebensfroher zu stimmen."
Luise Dörsam wurde im Juli 1940 nach Grafeneck abtransportiert und dort ermordet.

Erinnerung lebendig halten
Lea Oberländer kritisiert, dass sich in Mannheim keine nennenswerte Erinnerungskultur an Euthanasieopfer etabliert habe. Mit Peter Schäfer, dem Mannheimer "Blumepeter“ wäre eine Symbolfigur vorhanden, so die Historikerin.
"Es wäre schön, wenn das Andenken an ihn mit "Blumepeterfest" oder "Bloomaulorden" ergänzt würde durch das Schicksal dahinter - ein trauriges und mahnendes Leben für den Umgang mit behinderten Menschen in der damaligen Zeit."