Das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma ist eine ziemlich einzigartige Einrichtung, die in der Heidelberger Altstadt steht und neben einer Ausstellung auch den Zentralrat der beiden Minderheiten beherbergt. Das Haus wurde 1997 eröffnet und ist in die Jahre gekommen. Das Zentrum soll jetzt saniert und erweitert werden. Dafür wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Seitdem Ende Juli der Siegerentwurf feststeht, kam es zu Kritik. Einige finden, dass der geplante Bau nicht in die historische Umgebung passt - er sei zu groß und zu massiv.
Viel Diskussionsbedarf in Heidelberg
Am Montagabend haben die Verantwortlichen auf der Planungsseite die Öffentlichkeit zu einer Informationsveranstaltung über den geplanten Erweiterungsbau eingeladen. Dabei kam es zu einem offenen und überwiegend sachlichen Dialog zwischen den rund 50 Teilnehmenden. Auch Vertreter der Bürgerinitiative Bebauungsplan Bremeneck waren da, die den Entwurf kritisiert haben.
Eine sachlich informative Veranstaltung
Mehr als zwei Stunden lang diskutierten Kritikerinnen und Kritiker des Entwurfs mit Vertretern von der Planungsseite. Dem Bild nach empfinden viele den Bau nach wie vor als Klotz und wünschen sich eine Verkleinerung. Genauso wie sie sich eine frühere Bürgerbeteiligung gewünscht hätten. Aber es kam bei ihnen zumindest Klarheit darüber auf, welchen Regularien ein solch komplexes Bauvorhaben unterliegt.
"Das war genau, was wir uns gewünscht haben, dass endlich eine Diskussion auf einem Niveau in Gang kommt, die allen Rechnung trägt."
"Ich finde, es war eine sehr sachliche Veranstaltung, wo die unterschiedlichen Interessen noch mal gut dargestellt wurden. Und ich fand auch, dass da viel noch mal geradegerückt worden ist."
Der Heidelberger Baubürgermeister Jürgen Odszuck äußerte sich nach der Diskussion froh über das prinzipielle Bekenntnis zum Dokumentationszentrum.
"Wir konnten klarstellen, dass am Raumprogramm nicht jeder noch Wünsche äußern kann, dass das eigentlich gesetzt ist. Was wir aber tun wollen, ist, am Ausdruck des Gebäudes zu arbeiten."
Laut Odszuck wollen die Verantwortlichen noch daran arbeiten, die etwas grobschlächtige Fassade feiner wirken zu lassen - und dabei trotzdem beim vorgeschlagenen Material Sandstein bleiben.
Vorsitzender des Deutschen Zentralrats Deutscher Sinti und Roma zufrieden
Zufrieden mit dem Verlauf des Abends war auch Romani Rose, der Vorsitzende des Deutschen Zentralrats Deutscher Sinti und Roma. Es sei doch deutlich geworden, dass sich manche Kritik gezielt auf die Architektur richtet und nicht gegen den Erweiterungsbau allgemein.
"Wir müssen jetzt erst einmal abwarten, bis wir mit den Architekten selbst ins Gespräch kommen."
Ziel: Ausstellung und Archiv Deutscher Sinti und Roma vergrößern
Auch auf Seiten des Dokumentations- und Kulturzentrums gibt es Wünsche, um die zukünftigen Aufgaben bestmöglich bewältigen zu können. Diese sind unter anderem: Ein zentrales Archiv aufbauen und die Ausstellungsfläche vergrößern, um künftig, neben dem Holocaust, die 600-jährige Geschichte und Kultur der Sinti und Roma darstellen zu können.
Noch viel Redebedarf
Was den Bau anbelangt, soll es noch weitere Bürgerbeteiligungsrunden geben. Neben all den Kritikern gibt es aber auch manche, die an dem Entwurf bereits jetzt vieles als gelungen empfinden. Ihnen gefällt beispielsweise, dass das Gebäude einen "Einladungscharakter" habe.
"Dass man das Gefühl hat, ich möchte diese Treppe hinaufgehen. Ich kann mir überlegen: Gehe ich jetzt in die Ausstellung oder gehe ich auf die Terrasse oder was auch immer."
Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma
In dem Gebäudekomplex können Besucherinnen und Besucher die Kultur der Sinti und Roma erleben - in Form von Literatur, Malerei, Musik und verschiedenen Ausstellungen und Veranstaltungsreihen. Das Zentrum ist ein wichtiger Ort des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Weltweit einzigartig ist die Dauerausstellung, in der der Holocaust an den Sinti und Roma aufgearbeitet wird.