Expertentreffen in Heidelberg

Zoodirektoren fordern mehr Geld für Elefanten-Haltung

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Zoodirektoren fordern mehr Geld für die moderne Elefantenhaltung. Bei einem Treffen im Heidelberger Zoo stand unter anderem die dortige Jungbullen-WG im Mittelpunkt.

Jungbullen-WG im Heidelberger Zoo (Foto: Petra Medan/Zoo Heidelberg)
Der Heidelberger Zoo will zum Erhalt der bedrohten Art beitragen

Sie treffen sich einmal im Jahr, und diesmal war der Heidelberger Zoo Gastgeber: Am Montag und Dienstag informierten sich 25 Fachleute des europäischen Zooverbandes EAZA über die sogenannte Jungbullen-WG in Heidelberg mit derzeit vier Tieren. Der Zoo hält seit mehr als zehn Jahren wechselnde männliche Jung-Elefanten, um sie für das spätere Zusammenleben mit erwachsenen Tieren vorzubereiten.

Die artgerechte Haltung in einer reinen Jungbullen Gruppe gilt als eine der schwierigsten Aufgaben bei der Zucht von Elefanten. Als entscheidend für den Erfolg gelten das Angebot an Spiel-, Rückzugs- und Wasserplätzen und insbesondere auch die Beschäftigungsprogramme.

"Wir möchten die Haltung der Tiere möglichst an den natürlichen Entwicklungsphasen ausrichten und benötigen dafür viel mehr Geld als bisher."

Gute Bedingungen seien wichtig, dienten doch die europäischen Zooelefanten als Reservepopulation für ihre hoch bedrohten Artgenossen, sagte der Leiter der Elephant Taxon Advisory Group im europäischen Zooverband.

Pro Wildlife: Elefanten-Haltung ist ein Auslaufmodell

Aus Sicht der Artenschutzorganisation Pro Wildlife ist die Haltung von Elefanten in Zoos allerdings ein Auslaufmodell. Eine artgerechte Haltung sei wegen Platzproblemen in den meist innerstädtischen Zoos in Deutschland gar nicht möglich, sagte Daniela Freyer, Mitbegründerin des Artenschutzverbandes.

Hinzu kämen klimatische Bedingungen, die die eigentlich an Touren von täglich 100 Kilometer gewöhnten Tiere im Winter in ihre Häuser verbanne. In Afrika leben nach Angaben der Biologin noch 60 000 vom Aussterben bedrohte Waldelefanten und 355 000 stark gefährdete Savannenelefanten. In Asien gibt es noch 35 000 wilde Elefanten - auch sie sind vom Aussterben bedroht.

Derzeit vier Jungbullen im Heidelberger Zoo

Derzeit leben im Heidelberger Zoo vier männliche Jungelefanten namens Tarak, Yadanar, Ludwig und Namsai. Sie kamen jeweils im Alter von fünf Jahren nach Heidelberg. Dafür mussten die Tiere die Gruppe, in der sie geboren wurden, verlassen, so wie es in der freien Natur auch geschieht. Auch dort schließen sie sich dann in Gruppen zusammen, bevor sie später eine eigene Gruppe als Leittier übernehmen. Bis sie maximal 15 Jahre alt sind, können sie dafür in Heidelberg "trainieren", dann werden sie in andere Zoos gebracht, um den Erhalt der Art zu sichern.

Richtlinien für artgerechte Haltung

Jungbullen-WG im Heidelberger Zoo (Foto: Heidrun Knigge/Zoo Heidelberg)
Jungbullen-WG im Heidelberger Zoo

Bei dem Treffen im Heidelberger Zoo ging es aber auch um tiermedizinische Fragen, neue Forschungsergebnisse oder Richtlinien für die artgerechte Tierhaltung. Laut dem Vorsitzenden der Expertengruppe, dem Chef der Stuttgarter Wilhelma, Thomas Kölpin, wird die Elefantenhaltung in Zoos immer mehr kontrovers diskutiert. Deshalb sei es wichtig, optimale Bedingungen dafür zu schaffen und den Wert der Zooelefanten angesichts der bedrohten Tiere in freier Natur bewusst zu machen.

Jungbullen-WG im Heidelberger Zoo (Foto: Petra Medan/Zoo Heidelberg)
Über die Haltung von Elefanten wird kontrovers diskutiert

Nach Angaben des Heidelberger Zoos gibt es im Europäischen Verband Spezialisten für jede Tiergruppe. Diese Treffen seien extrem wichtig.

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