Camper mit Hängematte im Vordergrund (Foto: SWR)

Mieten zwingen zum Umzug auf den Campingplatz

Neckargemünd: Dauercamper aus finanzieller Not

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ONLINEFASSUNG
Janine Putzek
AUTOR/IN
Stephanie Ley

Der Wohnungsmarkt ist angespannt, die Mieten steigen. Deshalb hat Dirk Reinemuth seine Wohnung gekündigt und ist in Neckargemünd (Rhein-Neckar-Kreis) in seinen Camper gezogen. 

Dirk Reinemuth hat jahrelang in einer Drei-Zimmer-Wohnung in Heidelberg gelebt. Der Zweiradmechaniker hat sein Geld in einem Fahrradgeschäft verdient. Doch die Miete wurde immer teurer. Das Leben in der Stadt konnte sich der 43-Jährige kaum noch leisten. 

"Bei 1.000 Euro Miete in Heidelberg - dazu Fernsehen, Internet, Strom - sind 1.300 Euro schnell weg. Ich habe als Geschäftsführer 1.900 Euro Netto verdient, da bleibt nicht viel übrig."

Das Leben auf dem Campingplatz ist deutlich günstiger

Dirk Reinemuth zieht deshalb auf einen Campingplatz in Neckargemünd bei Heidelberg – mit gleich zwei Wohnwagen. In dem einen ist seine Fahrradwerkstatt untergebracht und in dem anderen lebt er.

Camper repariert Fahrrad (Foto: SWR)
Mit der mobilen Fahrrad-Werkstatt verdient Dirk Reinemuth in den Sommermonaten sein Geld.

Auf dem Campingplatz kommt er deutlich günstiger weg. Hier zahlt er monatlich für beide Stellplätze nur ein Viertel dessen, was er vorher bezahlt hat. Dafür verzichtet Dirk Reinemuth allerdings auf Komfort und Platz. Der Wohnwagen hat nämlich nur knapp 14 Quadratmeter. Zum Abwasch muss er erst ein Stück laufen.

Dauercamper holt Wasser (Foto: SWR)
Dirk Reinemuth hat einen weiten Weg zum Abwasch.

Mehr das Leben genießen, weniger arbeiten

Für Dirk Reinemuth überwiegen dennoch die Vorteile, denn er ist durch das Campen nicht nur finanziell entlastet. Er hat auch mehr Freizeit und kann sein Leben in der Natur mehr genießen. Da die Kosten auf dem Campingplatz deutlich geringer sind, muss er schlichtweg nicht mehr so viel arbeiten.

Wenn der Campingplatz in Neckargemünd über die Wintermonate schließt, dann packt auch Reinemuth seine Sachen und geht auf Reisen. Mit seinem Campingwagen besucht er Freunde in Andalusien oder an der Algarve. Das heißt für Dirk Reinemuth: Ein halbes Jahr arbeiten, ein halbes Jahr Urlaub.

Camper spielt mit Hund (Foto: SWR)
Dirk Reinemuth freut sich, als Dauercamper wieder mehr Zeit mit den Tieren und in der Natur zu verbringen.

Aus der Stadt Heidelberg nach Neckargemünd ins Umland

Aus einer finanziellen Not heraus hat Dirk Reinemuth in seinem Wohnwagen für sich ein besseres Lebenskonzept gefunden. Ein Zurück in die Stadt kann er sich nicht mehr vorstellen.

"Wenn man mal ein paar Jahre in der Natur im Grünen gelebt hat, ist es grauenhaft, wieder im Beton zu leben. Ich brauche Bäume, Natur, Mutter Erde."

In Großstädten sind die Mieten (Quelle: Forschungsinstitut Empirica) um 25 Prozent in den letzten fünf Jahren gestiegen. Der Lohn reicht bei vielen Menschen nicht mehr aus, um alle Kosten zu decken.

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