
Der 71-jährige Heidelberger SPD-Abgeordnete wird nicht mehr für den Bundestag kandidieren. Die junge Schreinerin Elisabeth Krämer ist für den Wahlkreis 274 seine Nachfolgerin im Kampf um das Direktmandat in Heidelberg/Weinheim und den dazwischen-liegenden Städten und Gemeinden.
Über Umwege in die Politik
Für Lothar Binding war der Weg in den Bundestag kein direkter - wie heutzutage bei manchem jungen Profi-Politiker.
"Ich hab ja Starkstromelektriker gelernt und offen gestanden bin ich zur Politik gekommen durch die DLRG."
Bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) war er Jugendwart. Er erinnert sich an ein Projekt zur Wasserrettung. Dabei ging es auch um die schlechte Wasserqualität in den 1970ern, um Überhitzung von Flüssen, um Atomkraftwerke und um Waldsterben. Über diese Gesellschaftspolitik kam Lothar Binding dann in den Heidelberger Gemeinderat.
"Dann war der Schritt in den Bundestag eigentlich ein kleiner."
Hätte Lothar Binding im Jahr 1996 die Bürgermeisterwahl in Eberbach gewonnen, wäre vielleicht alles ganz anders gekommen. Doch er setzte sich dann zwei Jahre später im Wahlkreis Heidelberg/Weinheim durch und zog in den Bundestag ein.
Finanzexperte und Nichtraucherschutz
Dort war er zunächst als Finanzexperte gefragt. Im Jahr 2006 initiierte er dann einen parteiübergreifenden Antrag zum Nichtraucherschutz, der das Nichtraucherschutzgesetz auslöste und zahlreiche Landesgesetze dazu. Ein riesiger Sprung für das ganze Land und ein wichtiger politischer Erfolg für ihn. Das habe in der Gesellschaft viel verändert.
"Dass heute selbst Raucher sehr gerne akzeptieren, dass zum Beispiel in Gaststätten, in denen man isst, nicht mehr geraucht wird."
Die Initialzündung dazu sei aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) gekommen. Die Experten hätten ihm gezeigt, wie schädlich Passivrauchen ist. Den darauf folgenden gesellschaftlichen Umbruch habe er sich zunächst gar nicht vorstellen können, so Binding. Auch heute beschäftigt ihn das Thema noch.
Lothar Binding hat es außerdem zu seinem Markenzeichen gemacht, zum Beispiel Cum-Ex-Betrugs-Geschäfte oder Steuerflucht-Modelle so zu erklären, dass sie auf Anhieb verstanden werden. Beim Thema Steuern gehe es sehr schnell auch um Gerechtigkeit, sagt er.
"Der Eindruck ist ja: Je reicher du bist, umso weniger Steuern bezahlst du. Und das ist auch ungerecht."
Deshalb erkläre er gerne, wie das funktioniert. Seine Erklärungen untermalt er oft mit Flipchart und Grafiken.

Gerechtigkeit ist sicher ein Kernthema seiner SPD, für die er aktuell auch Wahlkampf macht - mit Auftritten in 66 Städten. Dort vertritt er die traditionelle Sozialdemokratie, die sich nicht mit Gender-Spitzfindigkeiten zu profilieren versucht. Für ihn jedenfalls ist Identitätspolitik kein zentrales Politikfeld für seine Partei.
Die Karten werden neu gemischt Bundestagswahl 2021 in Baden-Württemberg: Wahlkreis 274 - Heidelberg
Im Wahlkreis Heidelberg werden die Karten neu gemischt. Karl A. Lamers (CDU) und Lothar Binding (SPD) treten nicht mehr an, Franziska Brantner (Grüne) will wieder nach Berlin.