Traum vom Eigenheim geplatzt

Kosten explodieren - Bauherren in Buchen springen ab

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Materialmangel, Inflation, steigende Baukosten und -zinsen machen Bauvorhaben unkalkulierbar. Bei vielen Häuslebauern platzt der Traum vom Eigenheim. Ein Beispiel aus Buchen.

Die Goissers – Judith und Dominik Goisser und ihre zwei Kinder – aus Buchen (Neckar-Odenwald-Kreis) haben genug vom Mieten. Sie träumen, wie viele andere, seit Jahren von einem Eigenheim. Das Neubaugebiet "Zur Marienhöhe" schien für die gebürtigen Buchener wie ein wahr gewordener Traum zu sein.

Traum vom Eigenheim geplatzt

Die Vergabe der Baugrundstücke wurde von der Stadtverwaltung organisiert - mit einem Online-Modul namens "Baupilot". Dabei wurden Kriterien wie Anzahl der Kinder oder Vereinszugehörigkeit abgefragt. Das führte dann zu einer Gesamtpunktzahl. Auf 104 Bauplätze hatten sich über 300 Personen beworben. Familie Goisser durfte sich nach den Vergaberichtlinien als Neunte ein Baugrundstück aussuchen.

Die Familie wollte ein 160 Quadratmeter großes Einfamilienhaus am Waldrand des Neubaugebietes Marienhöhe bauen. Ohne großen Schnickschnack. Die veranschlagten Kosten explodierten aber trotz eines eingerechneten Puffers. Statt 600.000 Euro sollte ihr Traum sie insgesamt 750.000 Euro kosten.

Zuerst Riesen-Nachfrage, dann jede Menge Rückzüge

Ein Bauzwang innerhalb von zwei Jahren, gestiegene Bauzinsen, Wegfall von Förderungen, Materialknappheit und die aktuell steigenden Preise bei Baumaterialien und Lebensunterhalt zwingen Judith und Dominik Goisser einen Rückzieher zu machen. Normalverdiener können sich aktuell kaum ein Einfamilienhaus leisten.

"Es ist schon sehr frustrierend und es hat uns viele schlaflose Nächte bereitet. Wir haben wirklich lange mit uns gehadert, ob wir absagen sollen."

Familie Goisser ist kein Einzelfall. Jedes Fünfte der Baugrundstücke im Baugebiet Marienhöhe ist noch zu haben, heißt es bei der Stadtverwaltung Buchen. "Die Situation, die wir hier vorfinden ist keine Spezielle, sondern eine, die ähnlich woanders auch stattfindet. Es ist immer ein Kostenfaktor", sagt Benjamin Laber, Fachbereichsleiter Wirtschaft und Finanzen bei der Stadt Buchen.

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Kein Einzelfall: Weniger Baugenehmigungen

Das Baugebiet "Zur Marienhöhe" in Buchen ist 20,4 Hektar groß. Seit Juni 2021 laufen die Erschließungsarbeiten. Aktuell befindet sich das Bauprojekt in der heißen Phase. Die reservierten Grundstücke müssen beim Notar fixiert werden. Ab Anfang des Jahres 2023 sollen die ersten Häuser entstehen.

Laut Statistischem Bundesamt werden in Deutschland derzeit weniger Baugenehmigungen für Wohnungen und Häuser erteilt. Von Januar bis April 2022 ging die Zahl der Baugenehmigungen bei Einfamilienhäusern um 22 Prozent auf 27.506 zurück im Vergleich zum Vorjahr.

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SWR