ILLUSTRATION: Demenz - Ein Klebezettel mit dem Schriftzug «Herd aus?» klebt an einem Herd neben den Drehknöpfen. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Jens Kalaene)

Fortschritte bei Früherkennung

DKFZ Heidelberg: Alzheimer 17 Jahre vor der Diagnose erkennen

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Alzheimer wird oft erst diagnostiziert, wenn Symptome auftreten. Nun haben Heidelberger Wissenschaftler eine Möglichkeit gefunden, die Krankheit bis zu 17 Jahre früher zu erkennen.

Im Mittelpunkt der neuen Erkenntnisse steht nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg das Protein GFAP. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben entdeckt, dass man eine erhöhte Konzentration dieses Proteins im Blut bereits bis zu 17 Jahre vor der klinischen Diagnose der Demenz nachweisen kann. Dieses Protein sehen sie als potenziellen frühen Biomarker für die Krankheit

Betroffene könnten früher behandelt werden

Personen mit einem erhöhten Risiko, an Alzheimer zu erkranken, könnten dadurch frühzeitig behandelt werden, so die Experten des DKFZ in Heidelberg.

"Auf diese Weise könnte sich der Zeitpunkt eingrenzen lassen, an dem die Chance am größten wäre, den Krankheitsprozess tatsächlich aufzuhalten oder zumindest positiv zu beeinflussen."

Experten untersuchten mehrere Proteine

Die Experten untersuchten mehrere bekannte Blut-Biomarker, deren Spiegel bei einer Alzheimer Demenz charakteristischerweise ansteigen. Dabei erkannten sie einen erhöhten GFAP-Spiegel im Blut bei Menschen, die später an Alzheimer erkranken, bereits bis zu 17 Jahre vor der Diagnose. Andere Blut-Biomarker waren erst später im Blut vorzufinden.

Gehirn von einem gesunden und einem Alzheimer-Patienten (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Gehirn-Aufnahmen eines Gesunden und eines Alzheimer-Patienten

"Wir wollten nun wissen, ob bei Menschen, die später im Leben an Alzheimer erkranken, einer oder mehrere dieser Marker bereits lange vor den ersten Symptomen nachweisbar ist."

Biologischer Beginn der Krankheit liegt oft weit zurück

Eine Alzheimer-Demenz wird in der Regel erst dann diagnostiziert, wenn charakteristische Symptome wie etwa Vergesslichkeit auftreten. Doch der eigentliche biologische Beginn der Erkrankung liegt zu diesem Zeitpunkt schon weit zurück, und die zugrundeliegenden Gehirnschädigungen sind bereits weit fortgeschritten und irreversibel. In dieser schleichenden Entwicklung sehen Experten einen der Hauptgründe für die Schwierigkeit, wirksame Methoden der Prävention und Behandlung zu entwickeln

"Ein Nachweis von Biomarkern im Blut, die auf sehr frühe Veränderungen hindeuten, könnte für Prävention und Behandlung besonders hilfreich sein."

145 Menschen wurden untersucht

Durchgeführt wurde die Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg in Zusammenarbeit mit der Ruhr-Universität Bochum und dem Krebsregister des Saarlands. Sie untersuchten Blutproben von 145 Menschen, bei denen im Verlauf von bis zu 17 Jahren Nachbeobachtungszeit eine Alzheimer-Demenz diagnostiziert wurde. Der Zeitraum, in dem man Alzheimer anhand des Biomarkers frühzeitig erkennen kann, könnte also durchaus auch noch länger sein.

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