Eine Impfung wird vorbereitet (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Ralf Hirschberger)

Angeblich mehr Nebenwirkungen als in offizieller Statistik

Heidelberger Virologe verärgert über Krankenkassenbericht zu Corona-Impfschäden

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Schädlich nennt der Heidelberger Virologe Kräusslich die Meldung einer Krankenkasse. Der Bericht legt nahe, dass es mehr Nebenwirkungen bei Corona-Impfungen gebe als bekannt.

Der Heidelberger Uni-Chefvirologe Hans-Georg Kräusslich ärgert sich über den Bericht der Krankenkasse BKK Provita. "Ich finde dieses Vorgehen ärgerlich, schlecht und schädlich. Es geht hier eben nicht um schwerwiegende Impfkomplikationen, sondern vermutlich um ganz normale Impfreaktionen, wobei die Kasse gerade nicht sagt, um welche", sagte Kräusslich der "Rhein-Neckar-Zeitung" (Samstagsausgabe). Die BKK Provita behauptet in einer Analyse, alleine in den ersten sieben Monaten des Jahres 2021 seien 216.695 BKK-Versicherte wegen Nebenwirkungen durch Impfstoffe behandelt worden. Die Daten bezögen sich auf 10,9 Millionen Versicherte. Zum Vergleich: Bis Ende 2021 verzeichnete das Paul-Ehrlich-Institut auf Basis von 61,4 Millionen Geimpften lediglich 244.576 Nebenwirkungsmeldungen.

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In regelmäßigen Abständen veröffentlicht das Paul-Ehrlich-Institut einen Sicherheitsbericht zu den Corona-Impfstoffen, in denen sie alle gemeldeten Nebenwirkungen und Komplikationen der Impfstoffe auflisten.

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Die Tübinger Notärztin Lisa Federle sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Um eine klare Datenanalyse, auch über die Kassen, kämpfe ich seit mehreren Monaten." Es könne nicht sein, dass man aus Angst vor "Querdenkern" davor zurückschrecke, die Nebenwirkungen von Impfungen in Bezug auf Corona in vollem Umfang zu erfassen, so Federle. Damit sei eine genaue Aufklärung nicht möglich. Außerdem trage das in keiner Weise zum Vertrauen der Bevölkerung bei.

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Nebenwirkungen müssen Gesundheitsamt gemeldet werden

Jeder Arzt sei verpflichtet, vermutete Nebenwirkungen an das Gesundheitsamt zu melden, sagte Kräusslich. Das Paul-Ehrlich-Institut veröffentliche alle gemeldeten Nebenwirkungen. Der Bericht der BKK Provita könne eigentlich keine zusätzlichen schwerwiegenden Nebenwirkungen umfassen. "Man darf nicht einfach potenziell lebensbedrohliche Nebenwirkungen behaupten, ohne in irgendeiner Form darzulegen, was man meint." Behauptungen in die Welt zu setzen und die Menschen zu verunsichern, bezeichnete Kräusslich als verwerflich. "Und wenn die Kasse schwerwiegende, nicht gemeldete Nebenwirkungen unterstellt, sagt sie gleichzeitig, dass all die behandelnden Ärzte wissentlich gegen geltendes Gesetz verstoßen hätten."

Um mögliche Nebenwirkungen von Impfstoffen noch besser zu analysieren, sollen die offiziellen Impfquoten in einer Studie mit Daten der Krankenkassen verknüpft werden. Sie solle zeitnah starten, hatte das Paul-Ehrlich-Institut am Donnerstag mitgeteilt.

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