Der Dalai Lama war am Donnerstagmorgen mit wenigen Minuten Verspätung an der ausverkauften Heidelberger Stadthalle eingetroffen. Davor warteten viele Zaungäste auf den Dalai Lama – auch viele in Deutschland lebende Tibeter. In traditionelle Gewänder gekleidet begrüßten sie ihr geistliches Oberhaupt und empfingen seinen Segen – viele weinten vor Freude.

Der Dalai Lama ganz nahbar
Als er unter tosendem Applaus der 1.300 Zuschauer die Bühne betritt, begrüßt er die Musiker eines Quartetts mit Handschlag und untersucht neugierig die Klarinette eines jungen Mannes.
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Sein Thema für die Veranstaltung des Deutsch-Amerikanischen Instituts: Glück und Verantwortung. Mit kleinen Anekdoten bringt er seine Zuhörer in der Heidelberger Stadthalle zum Lachen, oft kann er sich ein Kichern nicht verkneifen - etwa wenn er über einen Mann mit drei Frauen berichtet.
Menschen müssen sich für Frieden einsetzen
Dann ruft er zu einer weltweiten Bewegung gegen Krieg und Gewalt auf. Jede Anstrengung sei dafür notwendig, sagte er. "Wir müssen jede Anstrengung unternehmen für ein friedliches 21. Jahrhundert." Statt Waffen aufeinander zu richten, müssten die Menschen miteinander in den Dialog treten. Es genüge nicht, für Frieden zu beten, man müsse dafür arbeiten. Die Grundlagen dafür müssten in der Bildung gelegt werden.
Schon immer ein Freund der Wissenschaft
Er begreife sich als "einfachen Buddhisten", als einen von sieben Milliarden Menschen, sagt der Dalai Lama. Als Student sei er sehr faul, sein Geist aber scharfsinnig gewesen. Auf Forschung habe er immer großen Wert gelegt; manche tibetische Gelehrte hätten ihn dafür gescholten, weil Wissenschaft seine Religiosität und seinen Geist zerstören könnten. Sich mit Wissenschaftlern zu treffen, sei gut für das gegenseitige Lernen.
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Stadthalle komplett ausverkauft
Die Veranstaltung in Heidelberg war schon frühzeitig restlos ausverkauft, die Stadthalle war voll besetzt. Eingeladen hatte den Dalai Lama das Deutsch-Amerikanische Institut (DAI) in Heidelberg. Schon seit langem, heißt es von den Organisatoren, habe man versucht, ihn nach Heidelberg zu holen – jetzt habe es gepasst: Das geistliche Oberhaupt der Tibeter befindet sich auf Europareise. Zuvor war der 83-Jährige zu Gast in Darmstadt.
Zum Abschluss der öffentlichen Veranstaltung in der Heidelberger Stadthalle hatte das Publikum Gelegenheit, Fragen zu stellen.
Bilder vom Besuch in Heidelberg Der Dalai Lama in der Stadthalle

Vor der Abreise noch Spargel und Brot
Nach der Diskussionsrunde trug sich der Dalai Lama noch ins Goldene Buch der Stadt Heidelberg ein. Nach dem Mittagessen mit von ihm besonders geschätzten Spargel und deutschem Brot reist der Dalai Lama nach Zürich weiter.

Zur Person:
Der seit 1959 im indischen Exil lebende Dalai Lama spricht sich für eine größere Autonomie Tibets aus. Tibet wird seit 1950 von China beherrscht. Die kommunistische Führung in Peking wirft ihm vor, die Unabhängigkeit Tibets zu verfolgen und China spalten zu wollen. Der Dalai Lama wurde 1989 mit dem Friedensnobelpreis für seinen gewaltlosen Widerstand gegen die chinesische Besetzung seiner Heimat.